Frankfurt/Main (dpa)

Bundesbank: Wirtschaft würde bei Energieembargo schrumpfen

| 22.04.2022 12:16 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 in Lubmin. Foto: Stefan Sauer/dpa
Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 in Lubmin. Foto: Stefan Sauer/dpa
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Deutschland ist besonders abhängig von russischer Energie. Ein Einfuhrstopp könnte die deutsche Wirtschaft daher hart treffen.

Eine Eskalation des Konflikts mit Moskau mit einem vollständigen Einfuhrstopp russischer Energie könnte die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr nach Modellrechnungen der Bundesbank in eine Rezession stürzen.

„Im verschärften Krisenszenario würde das reale Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr gegenüber dem Jahr 2021 um knapp 2 Prozent zurückgehen“, hieß es in einem veröffentlichten Monatsbericht der Notenbank.

Die Wirtschaftsleistung könnte damit um bis zu 5 Prozent niedriger ausfallen als in der März-Prognose der Europäischen Zentralbank (EZB) angenommen. Umgerechnet in absolute Zahlen wären das ungefähr 165 Milliarden Euro. Da es kurzfristig kaum möglich wäre, Lieferausfälle aus Russland durch erhöhte Einfuhren aus anderen Förderländern komplett zu ersetzen, dürfte es vor allem bei der Gasversorgung zu Engpässen kommen. Die Bundesbank geht in ihrem Szenario davon aus, dass der Einsatz von Energie rationiert würde. Mehr als die Hälfte der Gasimporte in Deutschland stammen aus Russland.

Inflationsrate dürfte längere Zeit erheblich höher ausfallen

Auch in den kommenden beiden Jahren würden die Folgen eines Lieferstopps die deutsche Wirtschaft belasten und zu Wachstumseinbußen führen, schrieben die Ökonomen der Deutschen Bundesbank. Die Inflationsrate dürfte wegen steigender Energiepreise längere Zeit erheblich höher ausfallen.

Dennoch würde Europas größte Volkswirtschaft nach den im März erstellten Modellrechnungen in diesem Jahr nicht so stark schrumpfen wie im Corona-Krisenjahr 2020. Die Bundesbank-Volkswirte führten dies auf die „vergleichsweise dynamische Erholungsphase“ nach der Krise zurück. Im ersten Corona-Jahr 2020 war das Bruttoinlandsprodukt um 4,6 Prozent eingebrochen. Im vergangenen Jahr fasste die deutsche Wirtschaft aber wieder Tritt und wuchs um 2,9 Prozent. Die Bundesbank wies darauf hin, dass die Modellrechnungen erheblichen Unsicherheiten unterliegen und die künftige Entwicklung „sowohl über- als auch unterzeichnen“ können.

Folgen des Ukraine-Krieges nach wie vor sehr unsicher

Grundsätzlich werden die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges nach Einschätzung der Notenbank „die eigentlich angelegte kräftige Erholung erheblich schwächen“. So belasteten unter anderem gestörte Lieferketten, drastisch gestiegene Energiepreise sowie eine erhöhte Unsicherheit Unternehmen und private Haushalte. Das Ausmaß der wirtschaftlichen Folgen des Krieges sei nach wie vor sehr unsicher und hänge von seinem weiteren Fortgang ab.

Im ersten Quartal des laufenden Jahres erwartet die Notenbank in etwa eine Stagnation der Wirtschaftsleistung. Vor Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar hätten die Lieferengpässe in der Industrie wohl etwas nachgelassen. Zudem habe der Bau von der milden Witterung profitiert, begründeten die Volkswirte ihre Einschätzung. Zum Ende vergangenen Jahres stoppten die vierte Corona-Welle und die verschärften Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung der Pandemie die Konjunkturerholung. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im vierten Quartal um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal.

© dpa-infocom, dpa:220422-99-02477/3

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