Hilfe für Geflüchtete Ein Ort zum Abschalten
Das Familienzentrum in Aurich gehört zu einem Netzwerk von Helfern, die sich für Geflüchtete aus der Ukraine engagieren. Gemeinsam wollen sie Bedarfslücken schließen.
Aurich - Freitagmittag, ein ukrainisches Ehepaar steht vor dem Familienzentrum in Aurich. Die beiden haben kein Geld mehr, um Essen zu kaufen. An diese Begegnung erinnert sich Sandra Grau, Leiterin des Familienzentrums, noch gut. Gemeinsam mit ihren Mitarbeitern organisierte sie dem Paar erst einmal eine warme Mahlzeit. An diesem Punkt begann ihr Einsatz für die ukrainischen Geflüchteten.
Registriert war das Paar zu dem Zeitpunkt bereits, als es zum Familienzentrum kam, sagt Sandra Grau. Das Nötigste erhielten sie aus der Erstaufnahmestelle in Utlandshörn. Sie hatten eine Wohnung – in der jedoch ein Bett gefehlt habe. Es habe auch Probleme mit dem Strom gegeben, Töpfe hätten in der Küche gefehlt, so die Leiterin des Familienzentrums. Zusammen mit der Flüchtlingshilfe Aurich organisierten sie Unterstützung für das Paar, einen Fernseher und Internet.
Viele Bereiche abdecken
Die eigentliche Aufgabe des Familienzentrums sieht Sandra Grau nicht vorrangig in der Beschaffung des Nötigsten für die Geflüchteten. Dafür gebe es schon zahlreiche Initiativen und Vereine. Allen voran der Landkreis und die Flüchtlingshilfe. Aber das Familienzentrum ist oft Ansprechpartner für jene, die ehrenamtlich ukrainischen Geflüchteten helfen und nicht wissen, an wen sie sich wenden können. Dorothea Seitz-Bahro ist beim Familienzentrum zuständig für die Ehrenamtlichen. Sie hilft bei der Vermittlung. Man habe sich schon unter anderem um Termine beim Gynäkologen für eine schwangere Geflüchtete kümmern müssen.
Selbstverständlich helfe das Familienzentrum jedem, der Hilfe benötige, sagt Sandra Grau. Für die Initiativen sei es jedoch wichtig, sich untereinander zu vernetzen und so möglichst viele Bereiche für die Unterstützung der Geflüchteten abdecken zu können. Dafür gründeten die Helfer einen Runden Tisch. Sie können sich dort austauschen. „Wir können voneinander lernen“, sagt Dorothea Seitz-Bahro – und feststellen, wo eventuell noch Bedarfslücken bestehen.
Steine aus dem Weg räumen
Man habe aus der Flüchtlingskrise aus dem Jahr 2015 lernen wollen, sagt Sandra Grau. Damals habe die Organisation weniger gut geklappt, die Ehrenamtlichen hätten nicht immer gewusst, an wen sie sich wenden können. „Es muss Stellen geben, die ihnen die Steine aus dem Weg räumen“, sagt Sandra Grau. Das habe damals gefehlt, viele Helfer seien deswegen ausgebrannt.
Inzwischen haben die Helfer-Institutionen einen gemeinsamen Server, organisiert vom Landkreis und der Kreisvolkshochschule, sagt Sandra Grau. Dort gibt es Materialien und Informationen, Checklisten und vieles mehr.
Ein Herz für Ostfriesland
Das Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“ der Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO), zu der auch die Ostfriesischen Nachrichten gehören, wurde Ende 2020 gegründet. Seitdem wurde schon für verschiedene Organisationen gesammelt. Es ist eine gemeinnützige GmbH. Alle gespendeten Gelder kommen dem Verwendungszweck zu 100 Prozent zugute. Spenden für die Hilfsaktion für die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sind möglich unter der Kontoverbindung: Raiffeisen-Volksbank eG, Aurich, IBAN DE 94 2856 2297 0414 5372 02. Weitere Informationen gibt es im Internet unter einherzfuerostfriesland.de.
Ein Ort zum Abschalten
Das Familienzentrum soll in Zukunft für die Geflüchteten ein Ort zum Abschalten werden, wenn sie bereits mit dem Nötigsten versorgt worden sind, sagt Sandra Grau. Für sie sollen Angebote geschaffen werden. Ein paar gibt es schon jetzt, zum Beispiel Yoga-Kurse für Kinder. Angeleitet werden sie von Halyna Yatsyshyn. Es sollen Angebote mit Freizeitcharakter sein. „Sie wurden von einem Moment aus dem anderen aus ihrem Leben herausgerissen“, sagt Dorothea-Seitz Bahro. Man wolle ihnen etwas Freude zurückbringen.
Für seine Arbeit braucht das Familienzentrum Geld. Unterstützt wird es von dem Hilfswerk der Zeitungsgruppe Ostfriesland, zu der auch die Ostfriesischen Nachrichten, die Ostfriesen-Zeitung und der General-Anzeiger gehören. Leser spenden an „Ein Herz für Ostfriesland“, das Geld kommt Vereinen, Verbänden oder auch Einzelpersonen zugute, die den Geflüchteten in ihrer Not helfen. Das Familienzentrum bekommt 5000 Euro. Damit soll das Nötigste für die Geflüchteten beschafft werden wie Töpfe zum Kochen, ein Internetanschluss, ein Fernseher, ein Kühlschrank, Spielzeuge für Kinder. Mit dem Geld könne man auch Angebote wie ein Besuch im Baalje möglich machen, sagt Sandra Grau.
Mit 5000 Euro Spenden ist der Bedarf des Familienzentrums lange nicht gedeckt, sagt die Leiterin. „Es ist ein Anfang“ und man habe schließlich auch eigene Mittel. Dennoch sei es wichtig, dass die gewaltige Hilfsbereitschaft der Menschen nicht nachlasse.
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