Krankenhausversorgung Kein Zurück mehr beim gewagten Megaprojekt Zentralklinik

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 18.06.2022 09:23 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Auf der grünen Wiese in Uthwerdum, inmitten des so genannten „Nassen Dreiecks“, soll die neue Zentralklinik auf einer Warft entstehen. Grafik: Trägergesellschaft der Kliniken
Auf der grünen Wiese in Uthwerdum, inmitten des so genannten „Nassen Dreiecks“, soll die neue Zentralklinik auf einer Warft entstehen. Grafik: Trägergesellschaft der Kliniken
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Die Förderung von 460 Millionen Euro vom Land bedeutet: Die Zentralklinik in Uthwerdum kommt. Es bleibt ein Megaprojekt mit vielen Unsicherheiten. Ein Kommentar von Stephan Schmidt.

Grünes Licht für den Bau auf der grünen Wiese: So muss man den Bescheid für die geplante Zentralklinik in Uthwerdum in dieser Woche bewerten. 460 Millionen Euro sind im Investitionsprogramm des niedersächsischen Krankenhaus-Planungsausschusses dafür vorgesehen. Erstmals gibt es eine Summe, schwarz auf weiß. Der formelle politische Beschluss darüber steht zwar noch aus. Und auch der Auricher Kreistag und der Emder Stadtrat müssen den Bau noch beschließen.

Es gibt keine realistische Alternative

Aber die Zusage der mit Abstand größten Fördersumme im gesamten Investitionsprogramm in Niedersachsen lässt das alles zur Formsache verblassen. Die Zentralklinik ist in den Gremien in Hannover, Aurich und Emden politisch gewollt, und sie wird massiv unterstützt. Die Politik will kleinere Häuser schließen und weniger Betten. Daher wird die Zentralklinik kommen. Es gibt keine realistische Alternative.

Für den Kreis Aurich ist es eine Riesensumme

Dabei sind die Eingriffe und Umwälzungen, die Unsicherheiten des gewagten Megaprojekts enorm. Es ist die größte Investition aus öffentlicher Kasse, die es je im Landkreis Aurich gegeben hat. Die Trägergesellschaft spricht bei den Kosten inklusive Infrastruktur von bis zu 772 Millionen Euro. Und das ist nur der heutige Stand. Der Auricher Landtagsabgeordnete Wiard Siebels (SPD) beteuert zwar, dass bei etwaigen Kostensteigerungen auch die Fördersumme von 460 Millionen Euro mitwachse. Aber selbst dann bleiben ungeklärte Finanzierungsfragen. So zum Beispiel die schier irrwitzige Idee, das kleine Emden mit 50 Prozent der Baukosten zu belasten – nur aus politischen Gleichheitsgründen. Für den Landkreis Aurich verbleibt dennoch eine Riesensumme. Dass der Schuldendienst aus den laufenden Erträgen erwirtschaftet werden kann, wie es geplant ist, muss zumindest skeptisch gesehen werden.

Bezeichnung „Zentralklinik“ bleibt eine Farce

In Uthwerdum, inmitten des in Südbrookmerland so genannten „Nassen Dreiecks“, wird ein riesiger Gebäudekomplex mit eigener Infrastruktur auf einer Warft aus dem Boden gestampft. Zugleich könnten in wenigen Jahren drei bestehende Krankenhäuser in den Zentren mehr oder minder leerstehend vor sich hin rotten. Der Begriff Zentralklinik bleibt eine Farce, auch wenn die Zusammenlegung medizinisch sinnvoll erscheint.

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