Mangel an Fachkräften Ostfriesisches Handwerk ist trotz neuer Lehrlinge in Sorge
Die Zahl an neuen Auszubildenden im ostfriesischen Handwerk wird nach Einschätzung der Kammer nicht reichen, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Dazu brauche es eines.
Aurich - Zwar sind die Lehrlingszahlen in Ostfriesland weitestgehend stabil. „Trotzdem können sie den anhaltenden Fachkräftebedarf im Handwerk aber nicht wettmachen“, betont der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Ostfriesland, Jörg Frerichs. „Vielmehr müssen wir unsere Anstrengungen im Bereich der Fachkräftesicherung weiter intensivieren“.
Denn um die politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen der nächsten Jahre zu meistern, brauche es dringend mehr Auszubildende. Damit man jedoch wieder mehr junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk begeistern könne, sei vor allem gesellschaftliches Umdenken und damit einhergehend mehr Wertschätzung für das Handwerk gefragt. „Neben der Klima- und Mobilitätswende benötigen wir dringend eine Bildungswende. Hier ist die Politik gefordert, die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung voranzutreiben“, machte Frerichs deutlich. Entscheidend sei dabei, den zukünftigen Fachkräften alternative Karrierewege aufzuzeigen, die – abseits eines Studiums – zu einem erfolgreichen und erfüllten Berufsleben führten.
Lehrlinge: Ein Fünftel ist weiblich
In Ostfriesland haben Anfang August 731 Lehrlinge eine Ausbildung im Handwerk begonnen. Die Lehrlingsrolle der Handwerkskammer für Ostfriesland verzeichnete damit 28 Ausbildungsverträge weniger als im Jahr 2021 (759 Verträge). Das ist ein Minus von etwa 4 Prozent. Allerdings rechnet die Handwerkskammer in den kommenden Wochen noch mit weiteren Verträgen.
„Erfahrungsgemäß beginnen auch nach dem traditionellen Start des Ausbildungsjahres am 1. August noch einige ihre Lehre“, kommentiert Hauptgeschäftsführer Frerichs die Zahlen. 2546 junge Menschen in den rund 1250 Lehrbetrieben absolvieren derzeit im Beritt der Handwerkskammer in allen vier Lehrjahren eine berufliche Ausbildung. Davon sind 553 weiblich.
Gewerke: Wer zugelegt, wer verloren hat
Beim Blick auf die Zahlen der einzelnen Gewerke stechen in diesem Jahr vor allem die Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik mit 75 Berufsstartern und einem Plus von 15 Verträgen ins Auge (Vorjahr: 60). Dicht gefolgt von den Konditoren, die sich um 11 Stellen auf 13 Auszubildende (Vorjahr 2) gesteigert haben. Und auch das Fliesenlegerhandwerk kann sich über Zuwachs von 10 neuen Azubis freuen. Damit wurden in diesem Jahr 4 Verträge mehr abgeschlossen (Vorjahr 6).
Einen leichten Abwärtstrend muss hingegen eines der ausbildungsstärksten Gewerke, das Maurerhandwerk, hinnehmen. 69 Jugendliche begannen diesen Sommer ihre Lehre. Das sind 9 Auszubildende weniger als noch im Jahr zuvor (Vorjahr: 78). Ähnlich ergeht es dem Lebensmittelhandwerk. 19 neue Fachverkäufer/innen mit dem Schwerpunkt Bäckerei haben am 1. August ihre Ausbildung gestartet. Somit wurden 12 Verträge weniger abgeschlossen (Vorjahr: 31). Den größten Einbruch gab es im Maler und Lackierer-Handwerk. 36 neue Maler-Azubis wurden eingestellt. Das ist ein Minus von 26 Ausbildungsverträgen (Vorjahr 62).
Wer sich über die Karrieremöglichkeiten in einem der über 65 Ausbildungsberufe, die das Handwerk in der Region anbietet, informieren möchte, kann sich bei der Ausbildungsberatung der Handwerkskammer melden. Ansprechpartner ist Dieter Friedrichs. Er ist unter Telefon (0 49 41) 17 97 58 erreichbar.