ON-Weihnachtsaktion Krebs brachte Großefehntjerin von der Selbstständigkeit in die Ungewissheit

Neelke Harms
|
Von Neelke Harms
| 09.12.2022 12:03 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Susanne Dickhut aus Großefehn mit ihrer Hündin Vicky in ihrem Garten. Foto: Neelke Harms
Susanne Dickhut aus Großefehn mit ihrer Hündin Vicky in ihrem Garten. Foto: Neelke Harms
Artikel teilen:

Nach einer Diagnose hatte Susanne Dickhut aus Großefehn einige Fragen. Antworten fand sie bei der Auricher Beratungsstelle „Krebs und Beruf“.

Aurich - Selbstständigkeit war das, worauf es Susanne Dickhut aus Großefehn immer ankam – ob beruflich oder privat. Von anderen Leuten abhängig zu sein und nicht alles alleine schaffen zu können, war für sie kaum vorstellbar. Doch das änderte sich im Februar dieses Jahres. Als sie plötzlich starke Bauchschmerzen bekam, wurde sie mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus eingeliefert. Die Großefehntjerin vermutete, eine Magenschleimhautentzündung zu haben. Doch die Ärzte stellten etwas anderes fest: Sie hatte einen 500 Gramm schweren Tumor am Dickdarm. Und trotzdem hat sie heute, zehn Monate später, ihr altes Leben fast zurück.

Dabei, wieder auf die Beine zu kommen und ihr Leben so zu leben, wie es ihr gefällt, half der 62-Jährigen die Auricher Beratungsstelle „Krebs und Beruf“. Sie ist Teil der Else-Cremer-Stiftung. Die Ostfriesischen Nachrichten und „Ein Herz für Ostfriesland“ sammeln in diesem Jahr zur Adventszeit Spenden für die Stiftung.

Spenden für die Else-Cremer-Stiftung

In diesem Jahr sammeln die Ostfriesischen Nachrichten und „Ein Herz für Ostfriesland“ zur Adventszeit für die Else-Cremer-Stiftung aus Aurich. Unterstützt wird die Beratungsstelle „Krebs und Beruf“. Sie hilft Menschen dabei, trotz schwerer Erkrankung weiter oder wieder am Arbeitsprozess teilzunehmen.

Spender können eine Summe ihrer Wahl auf das Spendenkonto „Ein Herz für Ostfriesland GmbH“, IBAN DE24 2856 2297 0414 5372 01, bei der Raiffeisen-Volksbank eG Aurich unter dem Stichwort ON Weihnachtsspendenaktion überweisen. Weitere Informationen finden Interessierte hier.

Am Anfang überwog die Zuversicht

Trotz der Krebsdiagnose hat die Großefehntjerin sich nicht unterkriegen lassen. Aufschneiden, rausholen, zuklammern und weitermachen – das sei ihr Plan gewesen, erzählt sie. Die 62-Jährige glaubte, zwei Wochen nach der OP damit durch zu sein und wieder arbeiten zu können. Doch es kam anders. Schon bei der Diagnose nahm man ihr diese Hoffnung. Mindestens ein dreiviertel Jahr würde es dauern, bis sie wieder fit sei, sagte ein Arzt zu ihr. Und er behielt recht.

Als Susanne Dickhut gerade erst zu Hause war, bekam sie wieder starke Schmerzen. Dieses Mal waren es Gallensteine, die entfernt werden mussten. Es ging zurück ins Krankenhaus. Als sie zurück zu Hause war, stand die 62-Jährige vor Problemen. Denn nur ein knappes Jahr vor dem Schicksalsschlag hatte sie sich mit einem Futtermittel- und Zubehörgeschäft selbstständig gemacht. Eine Freundin versuchte einen Monat lang, den Laden über Wasser zu halten. Doch als der Großefehntjerin bewusst wurde, wie lange sie noch mit den Folgen ihrer Krankheit zu kämpfen haben wird, erkannte sie, dass die Selbstständigkeit keine Option mehr ist. Ihre Freundin startete den Ausverkauf. „Das hat mich wirklich traurig gemacht“, sagt Susanne Dickhut.

Kaum körperliche Belastung möglich

Doch an körperliche Arbeit war noch nicht zu denken. In den ersten Wochen habe sie sich nur im Haus aufgehalten. Als sie dann wieder einkaufen ging, habe sie im Geschäft überlegen müssen, wie viel sie kaufen könne, damit sie es schaffe, die Waren wenige Meter vom Auto bis zur Haustür zu tragen, sagt Susanne Dickhut. Denn seit der Operation trägt sie eine große Narbe am Bauch, die es ihr schwer macht zu heben.

Ihre Haustiere waren in dieser Zeit eine große Stütze für die Großefehntjerin. „Die haben mich gefordert“, sagt sie. Neben ihren zwei Hunden hat sie noch zwei Pferde. Und für die musste sie nach einer Weile wieder schwere Futtersäcke schleppen. Stück für Stück ging es körperlich wieder bergauf.

Krankheit brachte finanzielle Sorgen mit sich

Doch ein Problem blieb. Denn mit dem Ende ihrer Selbstständigkeit kamen auch finanzielle Sorgen. Unterstützung vom Staat gab es nicht. Da ihr Mann noch berufstätig und angestellt war, war der Lebensunterhalt der Großefehntjerin gesichert. Wohlgefühlt hat sie sich damit nicht. Über sieben Monate hatte sie kein Einkommen.

Für die Großefehntjerin war klar, dass sie wieder arbeiten will. „Ich tauge als Hausfrau einfach nicht“, sagt sie. An Selbstständigkeit war allerdings nicht mehr zu denken. Ein Bekannter empfahl ihr, sich bei der Soforthilfe der Diakonie zu melden. Dort schickte man sie weiter zur Beratungsstelle „Krebs und Beruf“. Meike und Alexandra Eschen berieten sie dort, welche Möglichkeiten es gibt. Schlussendlich fand die Großefehntjerin wieder einen Arbeitsplatz bei einem Landhandel. Aber auch als dieser gefunden war, brach der Kontakt mit der Beratungsstelle nicht ab. Die Mitarbeiterinnen halfen Susanne Dickhut, diverse Anträge auszufüllen. Dabei ging es zum Beispiel um Erwerbsminderungsrente oder einen Rehaaufenthalt.

Beratungsstelle bot unkomplizierte Hilfe

Ohne die Hilfe der Beratungsstelle wäre sie so weit nicht gekommen, sagt die Großefehntjerin. Zum einen habe sie gar nicht gewusst, welche Möglichkeiten es für Erkrankte gibt und zum anderen sei das Ausfüllen der Anträge sehr komplex. Sie habe sich zuvor gar nicht vorstellen können, dass man so unkompliziert Hilfe finden kann. Ihren ersten Termin mit Meike Eschen habe sie kurzfristig bekommen. Sofort als sie angekommen sei, habe eine lockere Stimmung geherrscht. Die Mitarbeiter seien offen, freundlich und würden sich immer Zeit nehmen. Nie habe sie zu spüren bekommen, dass es der Beratungsstelle an Zeit oder Geld fehle, sagt Susanne Dickhut.

Heute geht es der Großefehntjerin körperlich wieder besser und psychisch genauso gut wie vorher. „Erstaunlicherweise hat‘s mich gar nicht so berührt“, sagt sie. Einen nicht unerheblichen Beitrag dazu leistete mit Sicherheit auch die Auricher Beratungsstelle.

Im nächsten Teil dieser Serie sprechen die Leiterinnen der Auricher Frauenselbsthilfe Krebs über ihre Arbeit. Ihnen und einigen ihrer Teilnehmerinnen war und ist die Beratungsstelle eine große Hilfe.

Ähnliche Artikel