ON-Weihnachtsaktion Wenn die Sorgen überhandnehmen

Neelke Harms
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Von Neelke Harms
| 16.12.2022 14:04 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Margret Castricum ist Psychoonkologin in Aurich. Ihre Klienten kommen häufig von der Beratungsstelle „Krebs und Beruf“. Foto: Neelke Harms
Margret Castricum ist Psychoonkologin in Aurich. Ihre Klienten kommen häufig von der Beratungsstelle „Krebs und Beruf“. Foto: Neelke Harms
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Für die Auricher Psychoonkologin Margret Castricum ist die Beratungsstelle „Krebs und Beruf“ unverzichtbar. Sie und die Mitarbeiter der Einrichtung helfen schwererkrankten Menschen.

Aurich - Ich schaffe das allein – diesen Satz denken zahlreiche Krebserkrankte, wenn sie ihre Diagnose erhalten. So hat es Margret Castricum schon häufig erlebt. Sie ist Psychoonkologin in Aurich und unterstützt Krebspatienten. Für viele von ihnen ist es nicht so einfach, mit der Diagnose umzugehen, wie sie im ersten Moment denken.

Margret Castricum ist eine der wenigen Psychoonkologin in Aurich. Ihr Büro hat sie im Gesundheitsamt. Klienten, die zu ihr kommen, plagt fast immer Angst. Angst, frühzeitig zu versterben, ihre Kinder nicht mehr aufwachsen zu sehen oder Angehörige zu stark zu belasten. Vor allem bei jüngeren Menschen kommt auch die Frage nach der Existenzsicherung mit der Zeit auf. Sie fürchten sich, ihren Job zu verlieren und ohne Einkommen dazustehen. Deshalb arbeitet Margret Castricum eng mit der Beratungsstelle „Krebs und Beruf“ zusammen.

Spenden für die Else-Cremer-Stiftung

In diesem Jahr sammeln die Ostfriesischen Nachrichten und „Ein Herz für Ostfriesland“ zur Adventszeit für die Else-Cremer-Stiftung aus Aurich. Unterstützt wird die Beratungsstelle „Krebs und Beruf“. Sie hilft Menschen dabei, trotz schwerer Erkrankung weiter oder wieder am Arbeitsprozess teilzunehmen.

Spender können eine Summe ihrer Wahl auf das Spendenkonto „Ein Herz für Ostfriesland GmbH“, IBAN DE24 2856 2297 0414 5372 01, bei der Raiffeisen-Volksbank eG Aurich unter dem Stichwort ON Weihnachtsspendenaktion überweisen. Weitere Informationen finden Interessierte hier.

Krank und nicht verrückt

Die Einrichtung an der Auricher Bahnhofsstraße hilft schwererkrankten Menschen, weiter oder wieder am Arbeitsprozess teilzunehmen. Die Ostfriesischen Nachrichten sammeln in diesem Jahr zur Adventszeit zusammen mit „Ein Herz für Ostfriesland“ für die Beratungsstelle. Sie ist Teil der Else-Cremer-Stiftung.

„Wenn man die Diagnose Krebs bekommt, ist die Welt auf den Kopf gestellt“, sagt Margret Castricum. In ihren Beratungsgesprächen versucht sie, mit verschiedenen Techniken, den Klienten die Angst zu nehmen. Gemeinsam suchen sie zum Beispiel einen Gegenstand im Raum, der die Angst symbolisiert. Eine andere Möglichkeit ist eine sogenannte Körperreise. Die diene dazu, zu erkennen, dass nicht alles an einem krank sei, sagt Margret Castricum. In den Gesprächen mit ihren Klienten geht es vor allem um eine Erkenntnis: Ich bin krank und nicht verrückt.

Existenzangst kommt spät und plötzlich

Die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, komme bei den Erkrankten erst nach einer gewissen Zeit auf, sagt Margret Castricum. Denn zu Beginn können viele Menschen sich mit Krankengeld über Wasser halten. Doch dann kommt es ganz plötzlich. Besonders groß seien die Sorgen bei Selbstständigen, so die Psychoonkologin. Häufig schickt sie Klienten zur Beratungsstelle „Krebs und Beruf“.

Für sie macht die Beratungsstelle aus, was auch ihr bei der psychoonkologischen Beratung das Wichtigste ist: die kurzfristige Möglichkeit, beraten zu werden und sofort Hilfe zu bekommen. Das ist laut Margret Castricum bei einer Krebsdiagnose besonders wichtig. Bei einer Psychotherapie sind die Wartezeiten wesentlich länger. Und man kann nicht einfach nach Bedarf wiederkommen. Auch das ist bei Margret Castricum und der Beratungsstelle „Krebs und Beruf“ anders. Es sei extrem wichtig, dass es Angebote, wie die Beratungsstelle gebe, sagt Margret Castricum. Denn sie würden Schwererkrankten einen Raum geben, in dem sie ungefiltert sprechen können. Familie und Freunde könnten das nicht leisten.

Enormer Bedarf ist nicht gedeckt

Dass es in der Beratungsstelle und generell in der Region einen enormen Bedarf an Psychoonkologen gibt, steht für Margret Castricum außer Frage. Doch bei der Else-Cremer-Stiftung fehlen derzeit finanzielle Mittel, um die Ausschreibung einer solchen Stelle zu ermöglichen.

Und auch ihr Platz im Gesundheitsamt sei nur „Good Will“, also Wohlwollen des Landkreises Aurich, sagt die Psychoonkologin. Denn trotz des großen Bedarfs gibt es die Pflicht eines psychoonkologischen Angebotes nicht.

Psychoonkologin sucht Nachfolger

Auf die Frage, wie viele Psychoonkologen es in der Auricher Klinik gibt, heißt es von der Trägergesellschaft mit Blick auf die Häuser in Aurich, Emden und Norden: „In unseren Kliniken gibt es ein psychoonkologisches Angebot in Form einer Kooperation zwischen der Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik und der Onkologie. Darüber hinaus qualifiziert sich eine approbierte Psychotherapeutin in diesem Bereich.“

Margret Castricum habe von der Else-Cremer-Stiftung schon einmal eine Anfrage erhalten, dort mitzuarbeiten, sagt sie. Doch aus zeitlichen Gründen musste sie ablehnen. In zwei Jahren tritt sie den Ruhestand an. Je nachdem, wie es für sie privat bis dahin weitergeht, kann sie sich vorstellen, stundenweise weiterzuarbeiten. Sie schließt nicht aus, die Else-Cremer-Stiftung mit einem psychoonkologischen Angebot zu unterstützen. Doch das ist vage Zukunftsmusik. Und bis dahin muss sie erst einmal einen Nachfolger für ihre jetzige Stelle finden, damit dieses Angebot nicht verloren geht.

• Im nächsten Teil dieser Serie erzählt Elke Wirringa ihre Geschichte. Sowohl Margret Castricum als auch die Beratungsstelle „Krebs und Beruf“ halfen ihr, wieder auf die Beine zu kommen.

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