Entwicklungshilfe Schülerprojekt für Afghanistan wird eigenständiger Kurs am Gymnasium

| | 11.09.2023 17:04 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Die Lehrer Daniel Harms (von links) und Ralf Jansing wollen Dr. Gerhard Stauch unterstützen. Foto: Romuald Banik
Die Lehrer Daniel Harms (von links) und Ralf Jansing wollen Dr. Gerhard Stauch unterstützen. Foto: Romuald Banik
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Seit Monaten unterrichten drei Auricher Schüler Afghanen über das Internet in Englisch. Nun soll das Projekt ausgeweitet werden – auch mit der Unterstützung der Auricher Schule.

Aurich - Bei dem Projekt kann es nur Gewinner geben: Das Gymnasium Ulricianum wird wahrscheinlich eine eigene Arbeitsgruppe (AG) ins Leben rufen, um Schülern weltweit Englisch und Deutsch beizubringen. Es geht dabei nicht um Schüler im klassischen Sinne. Die Zehntklässler des Ulricianums werden Hebammen und Krankenschwestern unter anderem in Afghanistan und Indonesien Sprachunterricht erteilen. So sollen insbesondere in den ländlichen Gegenden die medizinischen Kräfte befähigt werden, ihre Diagnosen mit Hilfe der Telemedizin zu prüfen.

Schon seit einigen Monaten arbeitet die Schule mit dem Auricher Pathologen Dr. Gerhard Stauch zusammen. Bislang sind drei Schüler, die seit den Ferien den elften Jahrgang besuchen, ehrenamtlich zweimal in der Woche damit beschäftigt, Studenten aus Afghanistan englisch beizubringen. „Es ist ein vergessener Staat“, sagt Stauch im ON-Gespräch, das kürzlich in der Schule stattfand. Doch die einzige Hilfe, die Stauch derzeit organisieren kann, ist die Telemedizin. Patientendaten, Bilder und weitere Informationen werden in eine Datenbank geladen. Ein internationales Team von Ärzten stellt die Diagnosen.

Deutsche Ärzte beraten Kollegen in Afghanistan

Die Schüler Daan Friedrich, Simon Tschöke und Linda Turenbull engagieren sich seit einigen Monaten mehrmals pro Woche ehrenamtlich als Englischlehrer. „Wir wollen das weiter ausbauen“, sagt Stauch. Dafür würden aber mehr „Lehrer“ benötigt, um mehr Studenten unterrichten zu können und, das komme hinzu, neben Englisch auch Deutsch anbieten zu können.

Daan Friedrich (von links), Linda Turenbull und Simon Tschöke sind ehrenamtliche Englischlehrer. Foto: Heino Hermanns
Daan Friedrich (von links), Linda Turenbull und Simon Tschöke sind ehrenamtliche Englischlehrer. Foto: Heino Hermanns

Insbesondere in Afghanistan, so Stauch, funktioniere die Hilfe am besten mit Hilfsorganisationen. Der offizielle Weg über die Bundesregierung sei seit der Machtübernahme durch die Taliban versperrt. „Wir sind dabei, es jetzt so auszubauen, dass wir wirklich etwas bewirken können.“ Dazu gehören laut Stauch alleine in Deutschland sieben Ärzte, die ihre Kollegen in Afghanistan beraten. Dort müsse das Notebook auf dem Schreibtisch liegen, so Stauch. Auf diese Weise könnten die medizinischen Kräfte in Afghanistan unkompliziert Fragen stellen, Bilder übermitteln und Rat aus Deutschland bekommen.

Schüler erwerben soziale Kompetenzen

Stauch nennt ein Beispiel: Wegen der mangelnden Hygiene gebe es in Afghanistan viele Hautprobleme bei den Menschen. Auffälligkeiten könnten als Foto direkt an einen Dermatologen in Deutschland gesendet werden, eine weitere Aufnahme vier Wochen später. „Dann kann der Kollege Veränderungen beurteilen.“

Nötig dafür sind Sprachkenntnisse. Diese den Afghanen zu vermitteln, hatte als erster Englischlehrer Daniel Harms übernommen. Er warb die drei Schüler an, die seitdem auch mit Hilfe von künstlicher Intelligenz den Fernunterricht bestreiten. Nun soll das Projekt verstetigt und vergrößert werden. Daher können er und Ralf Jansing, stellvertretender Schulleiter des Ulricianums, sich eine AG sehr gut vorstellen. „Das ist nicht nur ein humanitäres Engagement, sondern auch Begabtenförderung“, sagt Jansing. Die Schüler würden soziale Kompetenzen ebenso erwerben wie technische Kenntnisse.

Ohne Spenden geht es nicht

Gerhard Stauch ist sowieso überzeugt davon, dass junge Erwachsene die besten Mitarbeiter sind. „Die Schüler haben eine ungeheure Fantasie. Dadurch haben sie Antworten, auf die die Alten nicht kommen.“ In der Übergangszeit vom Kind zum erwachsenen Menschen gelänge es ihnen, die spielerische Fantasie auf den Beruf zu übertragen.

Daniel Harms sieht in einer neuen AG denn auch viel Potenzial. „Sie könnte eine Ideenschmiede sein, jahrgangsübergreifend und interkulturell.“ Auch der interdisziplinäre Aspekt, so Jansing, dürfe nicht unterschätzt werden.

Nötig sind aber bei diesem Projekt, vor allem so lange es noch keine Schul-AG ist, finanzielle Mittel. Stauch wirbt daher um Spenden für das Sprachprojekt der Schüler. Computer und Software müssten finanziert werden. Und auch die Schüler, die ihre Freizeit opferten, müssten ab und an eine Zuwendung bekommen für ihren Einsatz, mit dem sie im fernen Afghanistan bereits einiges bewirken konnten.

Spendenkonto für das Projekt der Ulricianer

Beim Kirchenkreisamt Aurich wird ein Spendenkonto geführt. Dort können auch Spendenquittungen ausgestellt werden. Wer das Schülerprojekt unterstützen möchte, kann diese Bankverbindung nutzen: IBAN DE41283500000000090506

BIC BRLADE21ANO

Verwendungszweck „Studentenprojekt“

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