Personalwechsel in Behörde Finanzamt Emden-Norden hat neuen Leiter


Rund ein Drittel der 255 Mitarbeiter werden in den nächsten fünf Jahren in Ruhestand gehen. Eine weitere Herausforderung ist die Digitalisierung. Künstliche Intelligenz könnte helfen.
Norden/Emden - Seite 1. Juni ist er zuständig für 255 Mitarbeiter, die ein Steueraufkommen von zuletzt rund 612 Millionen Euro bearbeiten. Er hat Herausforderungen wie die Digitalisierung und zunehmende Altersabgänge vor der Brust. Regierungsdirektor Dr. Christian Kläne ist der neue Leiter des Finanzamts Emden-Norden. Anlässlich einer Feierstunde führte der Präsident des Landesamtes für Steuern Niedersachsen (LStN), Oliver Vree, Kläne in sein neues Amt ein. Gleichzeitig dankte er dem Leitenden Regierungsdirektor Jens Lipinski, der seit August 2017 erst das Finanzamt Emden und ab 1. Juni 2021 das durch Fusion entstandene Finanzamt Emden-Norden mit „Engagement und Augenmaß“ leitete, so Vree. Im April 2023 hat Lipinski die Leitung des Finanzamts für Großbetriebsprüfung Oldenburg übernommen.
Christian Kläne ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Er ist im Februar 2003 beim Finanzamt Vechta in den Dienst der niedersächsischen Steuerverwaltung eingetreten. Anschließend war er in verschiedenen Führungsfunktionen bei den Finanzämtern Cloppenburg, Oldenburg, Finanzamt für Großbetriebsprüfung Oldenburg, Finanzamt Aurich tätig und seit Mai 2015 als Ständiger Vertreter des Vorstehers beim Finanzamt Oldenburg. Anfang Januar 2022 übernahm er erstmals die Leitung eines Finanzamts, und zwar beim Finanzamt Osterholz-Scharmbeck. Seit 1. Juni 2023 ist Kläne mit der Leitung des Finanzamts Emden-Norden beauftragt.
Viele Mitarbeiter gehen bald in Ruhestand
In seiner Rede hob Präsident Vree als besondere Herausforderungen der Steuerverwaltung die große Zahl an Altersabgängen sowie die Digitalisierung hervor. Ein knappes Drittel der Beschäftigten werde die Steuerverwaltung in den nächsten fünf Jahren verlassen und damit die Zahl der eintretenden Nachwuchskräfte übersteigen. Daher sei die Unterstützung durch Digitalisierung besonders wichtig. Dabei habe die niedersächsische Steuerverwaltung bereits einen sehr ausgeprägten Digitalisierungsgrad erreicht und brauche den Vergleich mit anderen Organisationen nicht zu scheuen, so Vree.
Auch werde das Steuerrecht immer komplexer. Daher müsse die Digitalisierung mehr noch als in der Vergangenheit bereits bei der Gesetzgebung mitbedacht werden. Seit Januar 2023 seien die Bundesministerien verpflichtet, neue Gesetze digitaltauglich zu gestalten. Daher liege eine wichtige Aufgabe beim Bundesgesetzgeber, so Präsident Vree, denn das Grundgesetz räume diesem im Bereich der Steuergesetzgebung die maßgeblichen Kompetenzen ein. Bund und Länder hätten die Chance, die Arbeitsorganisation strukturell zu erneuern, um die Handlungsfähigkeit der Steuerverwaltung zu gewährleisten.
Mehr KI-Einsatz – entscheidend bleibt Mensch
In der Zukunft könne zudem der Einsatz von künstlicher Intelligenz eine entscheidende Rolle spielen. Als Beispiel erläuterte er die Grundzüge des Projekts „Tax Defence Analytics“ (TEDEA). Durch teilweise bandenmäßig organisierten Umsatzsteuerbetrug entsteht in Europa Schätzungen zufolge jährlich ein mittlerer zweistelliger Milliardenschaden. Um diesen Betrug zu bekämpfen, erprobe das Landesamt für Steuern am Standort Oldenburg im Rahmen einer Forschungskooperation mit der Universität Oldenburg den Einsatz Künstlicher Intelligenz. Eines bliebe aber klar, so der Präsident: „Am Ende steht immer der Mensch.“ Digitale Instrumente lieferten zwar einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung und verbesserten den Service für die Bürger. Der Mensch bediene, interpretiere und kontrolliere aber die Technologie.
Das Finanzamt Emden-Norden beschäftigt 255 Personen. 16 davon befinden sich zurzeit in einem dualen Studium und acht in einer Ausbildung. Rund 49.500 Einkommensteuerfälle, davon nahezu 30.000 Arbeitnehmerfälle, werden im Finanzamt geführt. Die Anzahl der Körperschaften, einschließlich etwa 800 Vereinen, beläuft sich auf etwas mehr als 2000. Daneben werden dort für andere Gesellschaftsformen wie Kommanditgesellschaften, Offene Handelsgesellschaften und Gesellschaften bürgerlichen Rechts in rund 2800 Fällen die Einkünfte gesondert und gegebenenfalls einheitlich festgestellt.
Der Zuständigkeitsbereich des Finanzamts Emden-Norden erstreckt sich auf die Stadt Emden, den Altkreis Norden und die vier Inseln Borkum, Juist, Norderney und Baltrum.