ON-Serie „Junges Ehrenamt“ „Mein Ehrenamt füllt manchmal eine 40-Stunden-Woche aus“
Wir zeichnen junges Ehrenamt aus. Die Vorstellung der zehn Nominierten geht mit Martin Schröder weiter. Kaum zu glauben, wo der Fulkumer überall aktiv ist: ein echter „Allrounder“.
Fulkum - Der Startschuss für den Eintritt in das Ehrenamt fiel für Martin Schröder auf seinen zehnten Geburtstag. „Als ich drei Jahre alt war, haben mich meine Eltern schonmal vorsorglich bei der Feuerwehr angemeldet“, erzählt der Fulkumer im Gespräch mit den ON. „Zu meinem zehnten Geburtstag hat mich dann der damalige Ortsbrandmeister angerufen und gefragt, ob ich mitmachen möchte. Das war für mich ein Riesen-Geburtstagsgeschenk!“
Tatsächlich ist der heute 26-Jährige mit seinem vielfältigen ehrenamtlichen Engagement ein Geschenk für seine Region. „Er ist überall da, wo man ihn braucht“, beschreibt ihn seine Schwester Gesa, die ihn für den Young-People-Award „Goldene Pyramide“ nominiert hat. „Sein Beruf ist der Rettungsdienst, sein Ehrenamt ist die Feuerwehr und seine Leidenschaft ist das Boßeln.“
Von der Jugendfeuerwehr in den Vorstand der Ortswehr
Was in der Jugendfeuerwehr begann, hat Martin Schröder mittlerweile in den Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Holtgast geführt. Als Mitglied des Festausschusses ist er „einer der treibenden Kräfte“ bei der Organisation des „Spiels ohne Grenzen“, das jeweils am vierten Wochenende im Juli im Zuge des traditionellen Feuerwehrfestes veranstaltet wird. „Die Spiele denken wir uns immer neu aus“, spricht der Fulkumer von einem Riesenspaß. „Das Geheimnis darum lüften wir dann erst am Veranstaltungstag.“
Als aktiver Feuerwehrmann ist der 26-Jährige seit zehn Jahren bei der Ortswehr in den Verpflegungstrupp des Landkreises Wittmund eingebunden, der bei der Feuerwehr Holtgast stationiert ist. „Hier stellen wir bei größeren Einsätzen die Verpflegung der Kameraden vor Ort sicher“, erzählt Martin Schröder beispielsweise vom Brand des Lebensmittelmarktes in Westerholt und nennt als weitere Einsatzgebiete die Zeltlager der Jugendfeuerwehr. „Da sind wir dann mit unserer Feldküche die ganze Zeit vor Ort“, berichtet er vom Zeltlager in Reepsholt, als sie an fünf Tagen täglich drei Mahlzeiten für 300 Kinder zubereitet haben.
„Wenn die mich fragen, bin ich immer da!“
Für den 26-Jährigen, der als Jugendlicher ebenfalls an den Zeltlagern teilgenommen hat, ist die Arbeit vor Ort nach eigenen Aussagen eine „Herzensangelegenheit“. „Die Jugendarbeit ist mein Steckenpferd“, bezeichnet er die Jugendfeuerwehr für den Fortbestand der Freiwilligen Feuerwehren als unverzichtbar. „Wenn die mich fragen, bin ich immer da!“
Dazu passt auch sein ehrenamtliches Engagement im Klootschießer- und Boßelverein (KBV) Germania Fulkum, dem er schon seit Kindesbeinen angehört. „Ich konnte laufen und ging zum Boßeln“, bringt es Martin Schröder auf den Punkt. Seit sechs Jahren ist er Mitglied des Vereinsvorstandes und dort als Jugendobmann tätig. Im Zuge dieser Tätigkeit erinnert er sich besonders gerne an das Triple, das die männliche C-Jugend der Fulkumer in der Saison 2022/23 aus Kreis-, Landes- und FKV-Meisterschaft holte. „Das hat einen schon ziemlich stolz gemacht“, berichtet er davon, eine Busfahrt zu den Entscheidungswettkämpfen in Spohle (Ortsteil der Gemeinde Wiefelstede) organisiert zu haben. „Das halbe Dorf ist mitgefahren und hat angefeuert.“
Als „Proklamateur“ seine Berufung bei der Schützencompagnie gefunden
Seit einigen Jahren ist Martin Schröder auch in der Schützencompagnie Esens aktiv. Während der Corona-Pandemie habe sich sein ehemaliger Chef bei ihm mit der Frage gemeldet, ob er nicht bei einem improvisierten Umzug mit dem paukenförmigen Musikwagen, den er von seinem Opa („Hacketauer Musikzug“) erbte, teilnehmen könnte. „Ich habe sofort ja gesagt“, freut sich der Fulkumer über die Entscheidung. „Mein alter Chef meinte damals noch, du bist genau der Richtige, um Spaß zu haben.“ Diese Freude am Schützenwesen verbreitet er jetzt selber beim Club- und Betriebeschießen, wo er als „Proklamateur“ feierlich die Sieger ausruft. „Darin habe ich meine Berufung gefunden“, sagt Martin Schröder zufrieden
.Zusätzlich ist der „Allrounder“, wie ihn sein Onkel immer nennt, noch in der Interessengemeinschaft für Dorfverschönerung und Heimatpflege Fulkum aktiv. „Ich unterstütze das Dorf- und Vereinsleben, wo ich nur kann“, verweist er zum Beispiel auf das traditionelle Fulkumer Straßenfest, zu dessen Organisationsteam er zählt sowie auf Maibaum- und Osterfeuerfete, die er federführend betreut. „Das sind meine Feste“, ergänzt er mit einem Augenzwinkern. „Martin ist ein ostfriesisches Original. Heimat, Tradition und die plattdeutsche Sprache sind ihm sehr wichtig“, formuliert es Gesa Schröder bei der Nominierung ihres Bruders. Dem kann der Nominierte nichts hinzufügen und gibt zu: „Mein Ehrenamt füllt manchmal eine 40-Stunden-Woche aus.“
Goldene Pyramide
Um junges Ehrenamt zu würdigen, haben die Ostfriesischen Nachrichten und Radio Nordseewelle in Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Lotterie „Goldene 7“ unter dem Titel „Goldene Pyramide“ einen mit insgesamt 6000 Euro Preisgeld dotierten Young-People-Award ausgerufen, der das ehrenamtliche Engagement junger Menschen (30 Jahre alt und jünger) würdigt und auszeichnet.
Dazu wurden von Lesern und Hörern mehr als 80 Kandidaten nominiert, aus denen jetzt von einer Jury zehn potenzielle Preisträger ausgewählt wurden, die ab jetzt jeweils sonnabends in den ON vorgestellt werden. Im Anschluss daran werden ein Online- und ein erneutes Jury-Voting die Entscheidung bringen.