Tödliche Havarie Schiffsdiesel aus dem Tank der „Verity“ fließt in die Nordsee
Das Havariekommando hat bestätigt, dass nach dem Zusammenstoß zweier Frachtschiffe Schiffsdiesel in die Nordsee gelangt ist. Eine Bekämpfung ist aktuell aber unmöglich.
Langeoog/Helgoland - Nach der Kollision zweier Frachtschiffe zwischen Langeoog und Helgoland ist Schiffsdiesel in die Nordsee gelangt. Das hat am Mittwochmittag ein Sprecher des den Einsatz leitenden Havariekommandos bestätigt. „Es tritt eine gewisse Menge aus, aber es ist nicht so, dass wir das bekämpfen könnten“, so der Pressesprecher. Angesichts der drei Meter hohen Wellen vor Ort, sei ein Abscheiden des Diesels – auch durch ein Spezialschiff – nicht möglich. Die kontaminierte Seefläche sei aktuell etwa 20 mal 200 Meter groß.
Eine weitere Sprecherin sagte auf Nachfrage der Redaktion: „Wie groß die ausgetretene Menge ist, wissen wir zum aktuellen Zeitpunkt nicht.“ Die raue See verhindere nicht nur die Bekämpfung, sondern auch eine genaue Einschätzung der Lage. Sie sprach aber von einer „sehr geringen Menge“. Ihr Kollege erklärte, dass Schiffsdiesel „einen sehr dünnen Film“ auf der Wasseroberfläche bilde. Eine Belastung mit dem ebenfalls in Schiffen eingesetzten Schweröl sei deutlich gravierender als ein Schiffsdiesel-Austritt.
130.000 Liter Diesel im Tank
Das Havariekommando hatte am Dienstagnachmittag bei einer Pressekonferenz mitgeteilt, dass die gesunkene „Verity“ zum Unfallzeitpunkt gute 1300 Kubikmeter Schiffsdiesel an Bord gehabt habe. Am Mittwoch wurde diese Zahl nach unten korrigiert – auf 130 Kubikmeter. Das entspricht allerdings immer noch einem Volumen von 130.000 Litern.
Die „Verity“
Schiffstyp: Frachtschiff
Flagge: Großbritannien
Länge: 91 Meter
Breite: 14 Meter
Kapazität: 3360 Tonnen Zum Zeitpunkt des Unglücks war die Crew der „Verity“ auf dem Weg von Bremen nach Immingham in Großbritannien. Das 2001 gebaute Schiff fuhr für die britische Reederei Faversham Ships. Als sie am Montag gegen 19 Uhr in Bremen aufgebrochen war, hatte die „Verity“ Stahl-Coils geladen – zu Rollen geformte Bleche. Beim Zusammenstoß außerdem an Bord: 130 Kubikmeter Schiffsdiesel.
Sollte es zu einer Ölverschmutzung auf der Nordsee kommen, sind „entlang der gesamten deutschen Küstenlinie (…) Materialdepots eingerichtet und Spezialschiffe für den Öleinsatz stationiert“, heißt es auf einer Webseite des Havariekommandos. In Deutschland und in seinen Nachbarstaaten werde das Öl hauptsächlich mechanisch bekämpft. Heißt: Es wird mit unterschiedlichen Systemen wie Bürsten oder Saugeinrichtungen von der Wasseroberfläche entfernt.
Chemische Bekämpfung „sehr unwahrscheinlich“
Das geschehe mit rund 3000 Einsatzkräften entlang von drei Verteidigungslinien: Auf hoher See werde die Ölfläche mit Ölsperren eingedämmt und von Spezialschiffen abgeschöpft. In Küstennähe würden kleinere Schiffe eingesetzt, im strandnahen Bereich noch kleinere Einheiten. Von Land aus würden die Ölverschmutzungen mit Spezialgerät, aber auch mit Eimern und Schaufeln bekämpft.
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„Dass eine chemische Methode, Dispergatoren genannt, zum Einsatz kommen würden, ist sehr unwahrscheinlich“, hatte ein Havariekommando-Sprecher unserer Redaktion anlässlich des Feuers auf der „Fremantle Highway“ vor einigen Wochen erklärt. Dispergatoren sorgen, vereinfacht gesagt, dafür, dass Öltröpfchen verkleinert und aus dem Ölfilm herausgelöst werden.
„Das Öl wird bei der Dispersion allerdings nicht – wie bei der mechanischen Bekämpfung – aus dem Wasser entfernt, sondern innerhalb des Wasserkörpers umverteilt“, so das Havariekommando. Ein weiteres Problem, so der Sprecher: „Man bringt mit den Dispergatoren noch mehr Chemie ins Meer.“ Um das Ökosystem nicht unnötig zu belasten, werde in der Regel auf den mechanischen Weg zurückgegriffen.