Havarie in der Nordsee Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung

Daniel Noglik
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Von Daniel Noglik
| 25.10.2023 13:36 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Am frühen Mittwochmorgen fuhr die „Polesie“ in den Cuxhavener Hafen ein. Die „Verity“ indes liegt in 30 Metern Tiefe in der Nordsee. Foto: Walzberg/DPA
Am frühen Mittwochmorgen fuhr die „Polesie“ in den Cuxhavener Hafen ein. Die „Verity“ indes liegt in 30 Metern Tiefe in der Nordsee. Foto: Walzberg/DPA
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Nach der Kollision zweier Frachter muss inzwischen von fünf Todesopfern ausgegangen werden. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen und lässt die einzige gefundene Leiche untersuchen.

Langeoog/Helgoland/Hamburg - Nach dem Zusammenstoß der 190 Meter langen „Polesie“ mit der nicht einmal halb so großen „Verity“ in der Deutschen Bucht hat die Staatsanwaltschaft Hamburg gemeinsam mit der Bundespolizei See die Ermittlungen aufgenommen. „Wir ermitteln wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Schiffsverkehr und der fahrlässigen Tötung“, teilte am Mittwochmittag eine Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft auf Nachfrage der Redaktion mit. „Wir befinden uns allerdings noch ganz am Anfang der Ermittlungen“, hieß es weiter.

Die „Verity“

Foto: Dietmar Hasenpusch Photo-Productions/DPA
Foto: Dietmar Hasenpusch Photo-Productions/DPA

Schiffstyp: Frachtschiff

Flagge: Großbritannien

Länge: 91 Meter

Breite: 14 Meter

Kapazität: 3360 Tonnen

Zum Zeitpunkt des Unglücks war die Crew der „Verity“ auf dem Weg von Bremen nach Immingham in Großbritannien. Das 2001 gebaute Schiff fuhr für die britische Reederei Faversham Ships. Als sie am Montag gegen 19 Uhr in Bremen aufgebrochen war, hatte die „Verity“ Stahl-Coils geladen – zu Rollen geformte Bleche. Beim Zusammenstoß außerdem an Bord: 130 Kubikmeter Schiffsdiesel.

Nach der Kollision der beiden Frachtschiffe zwischen Langeoog und Helgoland hatten Retter eine Leiche aus der Nordsee geborgen. Die Suche nach vier Vermissten in dem zwölf Grad kalten Wasser wurde inzwischen eingestellt, weswegen inzwischen von fünf Todesopfern ausgegangen werden muss. Der Leichnam des getöteten Seemannes werde derzeit in die Gerichtsmedizin überführt, damit er dort obduziert werden könne. „So sollen Erkenntnisse über die Todesursache erlangt werden.“ Auf die Frage, gegen wen sich die Ermittlungen der Hamburger Strafverfolger richten, teilte die Sprecherin mit: „Dazu kann ich Ihnen noch gar nichts sagen.“

Video des Unfalls auf X

Ein auf X (ehemals Twitter) vom Nutzer „TankerTrackers“ veröffentlichtes Video zeigt die Kollision der „Verity“ und der „Polesie“ anhand von AIS-Daten. Dieses Automatische Identifikationssystem überträgt beispielsweise Kurs, Geschwindigkeit und Position des jeweiligen Schiffes – und soll unter anderem der Sicherheit auf See dienen. Das Video zeigt, dass die „Polesie“ die „Verity“ mit etwa zehn Knoten von Steuerbord – also rechts – traf. Grundsätzlich gilt gemäß der Kollisionsverhütungsregeln, dass dasjenige Schiff auszuweichen hat, das das andere auf Steuerbord hat – in diesem Fall wäre also die „Verity“ den allgemeinen Regeln zufolge ausweichpflichtig gewesen.

Die „Polesie“

Foto: Dietmar Hasenpusch Photo-Productions/DPA
Foto: Dietmar Hasenpusch Photo-Productions/DPA

Schiffstyp: Schüttgutfrachter

Flagge: Bahamas

Länge: 190 Meter

Breite: 28 Meter

Kapazität: 38.000 Tonnen

Als die „Polesie“ mit der „Verity“ kollidierte, war sie mit einer 22-köpfigen Besatzung auf dem Weg von Hamburg ins spanische A Coruña. Mit ihren 190 Metern Länge ist sie mehr als zweimal so groß wie die „Verity“. Der Schüttgutfrachter wurde 2009 gebaut und fährt für die polnische Reederei Polsteam mit Sitz in Szczecin. Am Dienstagnachmittag hatte ein Reederei-Sprecher der polnischen Nachrichtenagentur PAP mitgeteilt, die Crew sei „in Sicherheit“ und habe einen Überlebenden der „Verity“ aufgenommen.

Ob das im ganz konkreten Fall so zutrifft, ist allerdings unklar – es gilt die Unschuldsvermutung. Die genauen Umstände des Kreuzens der beiden Schiffe sind schließlich noch nicht geklärt. Auch wissen wir nicht, wie die Betonnung an der Stelle des Zusammenstoßes war. Die Pressesprecherin der Hamburger Staatsanwalt sagt: „Ich kann mich dazu nicht äußern, die Ermittlungen dauern an.“

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