Museumsnacht Auricher Geschichte wurde lebendig


Förmlich lebendig wurde die Geschichte der Stadt bei der ersten Auflage der Auricher Museumsnacht. Kostümierte Darsteller brachten den Besuchern die Historie näher. Dabei ging es auch ums Boßeln.
Aurich - Beifall schallte aus allen Etagen durch die Gänge des Historischen Museums in Aurich. Der Grund: Die Besucher der 1. Museumsnacht in Aurich waren begeistert von den Auftritten und Geschichten der historischen Persönlichkeiten, die von dem Team des Museums am Freitagabend dargestellt wurden. Den Museumsbesuchern wurde an diesem Abend die ostfriesische Geschichte ein gutes Stück nähergebracht.
Der Andrang war groß. Schon in der ersten Stunde wurden mehr als 250 Gäste gezählt. Dieses Interesse war nicht unbedingt erwartet worden, zeige aber das Potenzial der Idee für eine Museumsnacht, die auch schon in vielen anderen Städten realisiert wurde, sagte Katja Druivenga. Das Ziel der Veranstaltung, das Museum einmal in einem ganz anderen Licht zu zeigen und zu einem Ort der Geselligkeit zu machen, wurde nach Ansicht vieler Besucher erreicht. „Wir sind total begeistert von der Veranstaltung und dem historischen Museum. Der Rahmen für die historische Darstellung ist einfach fantastisch“, sagte Monika Stitz aus Aurich. Sie war mit ihrer Begleiterin, Ursula Schlesiger, bereits sehr früh unterwegs. „Diese Form der Unterhaltung spricht die Menschen an. Kultur wird heutzutage mehr und mehr als Erlebnis konsumiert“, fügte diese hinzu.
Und erlebnisreich war der Besuch für alle Besucher. So erzählte der Museumsleiter Dr. Christopher M. Galler als Baumeister Conrad Bernhard Meyer von seinen Erlebnissen bei der Planung verschiedener Gebäude in Aurich in der Zeit von 1800 bis 1814. Neben mehreren Privathäusern entstammen seiner Feder beispielsweise die reformierte Kirche, deren Säulen er sogar in seiner eigenen Werkstatt fertigen ließ und auch die Lambertikirche. „Die Kirchen wollten immer nur das Beste für das geringste Geld“, klagte er sein Leid den Zuhörern. Mit seinen launigen Geschichten erheiterte er immer wieder sein Publikum, das ihn mit vielen Fragen löcherte und so einen umfassenderen Einblick in die Baugeschichte Aurichs erhielt.
Verbotener Heimatsport
Die Fürstin Christine Charlotte (dargestellt von Katja Druivenga) und ihre Schwiegertochter Prinzessin Eberhardine Sophie (Reenste Cornelis) traten in ihren aufwendigen Kostümen gemeinsam auf. Die beiden als „Kulturgesichter“ bekannten Akteurinnen begeisterten nicht nur mit ihren Geschichten, sondern auch mit ihrer Schauspielkunst. Auf der einen Seite die früh verstorbene theatralische Eberhardine Sophie, deren Geist nicht zur Ruhe kommen kann, weil ihr Kleid durch einen silbernen Faden mit dem Museum verbunden sei. Auf der anderen Seite die kühle Christine Charlotte von Württemberg. Sie regierte die Grafschaft Ostfriesland im 17. Jahrhundert 25 Jahre lang nach dem frühen Tod ihres Mannes.
Rund 100 Jahre davor leitete die Gräfin Anna von Oldenburg die Geschicke Ostfriesland vormundschaftlich für ihre Söhne. Die von Herma C. Peters überzeugend dargestellte Regentin war auch in der Rolle der Ingrid Buck zu sehen, die 1913 in Aurich geboren wurde.

Von der Vielfalt der Darstellungen war auch Edith König angetan. Die unter anderem bei dem Boßel-Cup in Pfalzdorf engagierte Auricherin freute sich über neu gewonnenes Wissen der ostfriesischen Geschichte. Nur mit dem Fürsten Georg Albrecht, dargestellt von dem Vorsitzenden des Fördervereins Alexander Wiebel, wollte sie keinen Frieden schließen, wie sie augenzwinkernd im ON-Gespräch sagte. Der hatte 1731 die Boßelwettkämpfe in Ostfriesland verboten. Er verurteilte die Veranstaltungen wegen „vielerley Unordnungen und Sauffen, Fressen, Schelten, greulichem Fluchen, schwerem Schlagen und Verwunden“ aufs schärfste.
Störtebeker-Darsteller in neuem Gewand
Aufmerksamkeit erregte auch Graf Edzard I. (genannte „der Große“) aus der Familie Cirksena. Er wurde von Werner Nörtker gespielt, der vielen Besuchern von den Störtebeker-Aufführungen in Marienhafe bekannt ist. Die Auricher Kunstmalerin Sonja Wegner portraitierte vor Ort den Baumeister Conrad Bernhard Meyer und Lennart Merten begleitete den Abend am Klavier.

Das Team des Historischen Museums, alle in entsprechenden Gewändern, sorgten für einen gelungenen Abend in gemütlicher Atmosphäre, an dem die Besucher historischen Persönlichkeiten aus Ostfriesland direkt begegnen konnten.