Bus für 150.000 Euro Da fehlt wirklich nur noch die Stewardess

Uwe Prins
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Von Uwe Prins
| 22.11.2023 09:01 Uhr | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Das ist mal ein Kühlergrill! Dahinter verbirgt sich der selbstladende 2,5-Liter-Hybridantrieb mit 250 PS. Foto: Lexus
Das ist mal ein Kühlergrill! Dahinter verbirgt sich der selbstladende 2,5-Liter-Hybridantrieb mit 250 PS. Foto: Lexus
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Luxus-Vans: Trend einer neuen Fahrzeuggattung schwappt aus Asien rüber nach Europa. Erinnerungen an den eigenen Camping-Bulli werden wach.

Ostfriesland - Direkt nach dem Abitur ging es im betagten Einsatzleitfahrzeug des Malteser Hilfsdienstes an den Plattensee nach Ungarn. Der VW Bulli war zuvor ein halbes Jahr lang zum Camper um- und ausgebaut worden. Vor 40 Jahren war das. Die mühevolle Handarbeit ist noch in bester Erinnerung. Seither hat sich die Autowelt mächtig verändert. Vans waren lange Zeit beliebt, insbesondere VW und Mercedes sorgten für Wohlfühl-Atmosphäre in ihren Transporter-Baureihen. Ledersitze, Klimaanlage, verdunkelte Fenster – die Veredelung von Nutzfahrzeugen stand hoch im Kurs. Doch das Kaufinteresse ließ nach. Kompakte Busse – sie hießen längst Vans – wurden plötzlich von hippen SUV in die Ecke gedrängt.

Aus Asien aber schwappt nun ein neuer Trend rüber nach Europa: Platz und Luxus im Überfluss für eine betuchte Käuferschicht – Toyotas Nobelmarke Lexus hat das Konzept als erster Hersteller realisiert und feiert mit seinem LM genannten Super-Bus in Ballungsräumen wie Tokio, Seoul und Shanghai bereits profitable Absatzzahlen. Nun haben sich die Manager entschieden, ihren „Luxus Mover“ mit dem imposanten, wirklich sehenswerten Kühlergrill auch in Deutschland anzubieten. In der Branche wird gemunkelt, dass schon 1000 Vorbestellungen vorliegen. Die Vertriebsabteilung hatte angeblich mit höchstens 500 zum Marktstart gerechnet.

Der LM ist „ein maximal luxuriöser Van, den Europa noch nie gesehen hat“, sagt Fachjournalist Michael von Maydell. Lexus verspricht, Insassen mit dem LM auf der Straße den gleichen Komfort zu bieten wie Passagiere ihn auf einem Langstreckenflug erleben. In der viersitzigen Premium-Version, die knapp 150.000 Euro kostet und damit das derzeit teuerste Modell der Lexus-Flotte ist, finden sich fein belederte First-Class-Sessel inklusive Belüftung, Heizung, allen möglichen Massagefunktionen sowie diversen Liege-Einstellungen. Und die Vier-Zonen-Klimaautomatik sorgt nicht einfach nur für Wärme oder Abkühlung – nein, sie misst mit Infrarotsensoren die Körpertemperatur der Fahrgäste und bietet ein ganz individuelles Raumklima.

Komfort wie auf einem

Langstreckenflug

So was gibt es nicht einmal auf einem Langstreckenflug in der ersten Klasse. Nur die Stewardess fehlt noch. Dafür sitzt der Pilot im LM wie im Flieger separat, eine Trennwand sorgt für Abstand zu den Fahrgästen. Wobei – Trennwand ist eine zu banale Wortwahl in diesem Fall. Jene Kabinentrennung besteht nämlich aus einem gewaltigen Bildschirm in 48-Zoll-Format. Das System dient zur Unterhaltung, kann aber auch für Online-Konferenzen genutzt werden. Die riesige Fläche lässt sich zudem in zwei Displays teilen, die unabhängig voneinander verschiedene Inhalte anzeigen.

Ein 48 Zoll großer Bildschirm in der Trennwand dominiert das luxuriöse Passagier-Abteil. Foto: Lexus
Ein 48 Zoll großer Bildschirm in der Trennwand dominiert das luxuriöse Passagier-Abteil. Foto: Lexus

Über dem Bildschirm befindet sich eine Glasscheibe, die – selbstverständlich auf Knopfdruck – hoch- und runterfährt. Das ist fein. Freundliche Insassen pflegen so die Konservation mit dem Fahrer, und dekadente Fahrgäste können barsch Champagner ordern. Denn selbstverständlich gibt es im Luxus-Abteil auch einen Kühlschrank für wohl temperierte Erfrischungsgetränke.

Erwähnenswert ist außerdem das eigens für den LM entwickelte Audiosystem mit dreidimensionalen Surround-Sound von Mark Levinson. Insgesamt 23 Lautsprecher bieten, so wird versichert, eine Klangqualität auf allerhöchstem Niveau.

Den Camper-Umbau des ehemaligen Malteser-Einsatzleitfahrzeugs dominierten Friedenstauben. Foto: Prins
Den Camper-Umbau des ehemaligen Malteser-Einsatzleitfahrzeugs dominierten Friedenstauben. Foto: Prins
Zugegeben: Der eingangs genannte Camper-Umbau auf Malteser-Bulli-Basis kann da nicht mithalten. Kassetten-Radio mit Zusatzverstärker und vier Boxen, Gasherd, Wassertank, Kochherd und Karo-Polster sorgten allerdings ebenfalls für komfortables Reisen – nur eben auf einem nicht ganz so abgehobenen Niveau. Schade nur, dass den Bus schließlich der Rost-Tod ereilte – und die Muße fehlte, ihn zu restaurieren. Gute Exemplare werden heute immerhin für mindestens 30.000 Euro gehandelt. Und der Malteser-Bulli hatte sogar noch ein funktionsfähiges Martinshorn. Da muss sogar der LM passen.