Weihnachtsaktion 2023 Der Kinderschutzbund war für sie da
Lesenest oder Eltern-Kind-Gruppe: Carola Bengen aus Aurich und Christina Ulrichs aus Spetzerfehn erhielten Hilfe von den Expertinnen des Kinderschutzbundes.
Aurich/Spetzerfehn - Seit seiner Gründung hat der Kinderschutzbund in Aurich vielen Familien in der Region geholfen. Zwei Mütter erzählen, wie ihnen der Verein die Unterstützung bot, als sie diese brauchten: Carola Bengen aus Aurich und Christina Ulrichs aus Spetzerfehn.
Für Carola Bengen ist es bis heute vor allem die Eltern-Kind-Gruppe in Sandhorst wichtig. Dort bekomme sie Stabilität und finde Rat. So auch bei einer schwierigen Lage vor einem halben Jahr: Ihre 14-jährige Tochter entschied sich spontan dafür, zu ihrem Vater nach Bremen zu ziehen. Die 40-Jährige wusste nicht mehr weiter. Deswegen wandte sie sich an Nina Siebels. Sie leitet den Standort des Kinderschutzbundes in Sandhorst.
Annäherung zur Tochter durch Verein möglich
Nina Siebels riet ihr dazu, der Tochter vor allem Zeit zu geben. Mit Erfolg: Mutter und Tochter konnten sich wieder annähern und planen, gemeinsam die Weihnachtszeit miteinander zu verbringen. Carola Bengen besucht die Gruppe in Sandhorst seit etwa 14 Jahren. Kurz nach der Geburt ihrer ersten Tochter machte ihre Hebamme sie auf das Angebot des Kinderschutzbundes aufmerksam. Die 40-Jährige war vor allem auf der Suche nach Hilfe bei der Erziehung und dem Austausch mit anderen Eltern.
Als ihre erste Tochter alt genug war, ließ sie diese auch eigenständig zum Kinder- und Jugendtreff gehen. Ihre ältere Tochter fand dort langjährige Freundschaften und nahm gerne an den Ferienaktionen wie dem gemeinsamen Besuch eines Schwimmbads teil, erzählt die 40-Jährige.
Als Carola Bengens zweite Tochter 2019 zur Welt kam, war ihr daher sofort klar: Sie geht mit ihr wieder zum Kinderschutzbund nach Sandhorst. Mittlerweile kann sie ihre Tochter nur mitnehmen, wenn der Kindergarten mal geschlossen ist. Dennoch ist Carola Bengen fast jeden Tag bei der Eltern-Kind-Gruppe. Für sie ist es ein Ort, wo „immer jemand ein Ohr zum Zuhören hat.“ Bei einem Kaffee entwickeln sich dann oft Gespräche über Erziehungsfragen, sagt sie. „Man trifft Leute, wo es auch nicht immer ganz rund läuft.“ Mal ist das Thema, ob das Kind schon bereit für den Kindergarten ist. Ein anderes Mal, ob ein älteres Kind nicht zu lange am Handy spielt.
Ein Gespräch half ihr bei einer Entscheidung
Doch es geht in den Gesprächen auch um die Eltern selbst. Carola Bengen suchte dort vor einigen Wochen Rat für ihre zukünftige berufliche Situation. Sie hat eine Gleichgewichtsstörung und kann daher höchstens drei Stunden am Tag arbeiten. Die 40-Jährige musste sich zwischen einer Arbeit in den Werkstätten für behinderte Menschen oder der Frührente entscheiden. Nina Siebels motivierte sie, sich bei den Werkstätten zu bewerben. Carola Bengen hofft nun für das nächste Jahr auf eine Stelle.
Auf eine andere Weise erhielt Christina Ulrichs für ihren Sohn Elias Hilfe durch den Kinderschutzbund. Kurz nach der Einschulung an der Grundschule in Spetzerfehn merkte seine Klassenlehrerin, dass Elias Schwierigkeiten beim Lesen hat. Zum einen fiel es Elias schwer, bestimmte Buchstaben zu unterscheiden. Beispielsweise las er „Somme“ statt „Sonne.“ Zum anderen fügte er manchmal Buchstaben hinzu, wo eigentlich keine waren. Auf einem Elternabend empfahl die Lehrerin der 33-jährigen Mutter daher die Leseinsel an der Schule. Die wird von zwei ehrenamtlichen Helferinnen des Kinderschutzbundes betreut.
Einmal in der Woche können dort Kinder Unterstützung bekommen, die Schwierigkeiten beim Lesen haben. Ihre besondere Methode: Für jeden Buchstaben gibt es eine passende Fingerposition. Ein Wort wird damit zu einer flüssigen Bewegung. Damit soll der Lernprozess vereinfacht werden. Elias musste zunächst etwa vier Wochen warten, da alle Plätze zuvor belegt waren.
Der Fortschritt kam schneller als erwartet
Als Elias dann an der Reihe war, zeigten sich schnell Fortschritte. Für Christina Ulrichs hängt das vor allem mit dem Engagement der Helferinnen in der Leseinsel zusammen. Diese nehmen sich ausreichend Zeit für die Kinder und begegnen ihnen auf Augenhöhe, sagt sie. Positiv ist für sie außerdem, dass die Leseinsel in den Räumen der Schule ist. Und: Elias fühlt sich dort nicht alleine, kennt andere Kinder.
Mittlerweile sieht die Klassenlehrerin keinen akuten Bedarf mehr, so Christina Ulrichs. Beide sind aber der Ansicht, dass Elias weiter die Leseinsel besuchen soll, um das Gelernte zu festigen. Nun geht Elias auch wieder gerne zur Schule, erzählt er. Christina Ulrichs hofft, dass das Angebot der Leseinsel noch lange besteht: falls ihre Tochter Mia-Sophie oder andere Kinder, in Zukunft Hilfe benötigen. Elias hat durch das Angebot des Kinderschutzbundes Gefallen am Lesen gefunden. Ein Lieblingsbuch hat er auch: „Wir wollen Laterne laufen.“ Besonders viel Spaß machen ihm die Rätsel. Gerne liest er das Buch auch seinen Eltern vor. „Das wäre vor ein paar Monaten noch undenkbar gewesen“, sagt seine Mutter.
ON-Weihnachtsaktion 2023
In diesem Jahr sammeln die Ostfriesischen Nachrichten und das Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“ zur Adventszeit für den Kinderschutzbund Aurich. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, neben der Beratung von Eltern die Betreuung von Kindern zu verbessern. In einer geborgenen Atmosphäre werden Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefördert. Spenden sind bis Anfang 2024 möglich.
Spendenkonto:
Ein Herz für Ostfriesland gGmbH IBAN DE94 2856 2297 0414 5372 02 Raiffeisen-Volksbank eG Aurich Stichwort: ON-Weihnachtsaktion 2023
Infos dazu, wie man einen Beitrag leisten kann, gibt es auch hier.
Der Kinderschutzbund – ein Überblick
Gegründet wurde der Ortsverband Aurich am 29. November 1966 mit dem Ziel, Kindern in Armut zu helfen.
Seit 1980 hat der Verein einen Standort in der Schulstraße in Sandhorst. Dort bietet er einen Treff für Kinder und Jugendliche an.
Ein Schwerpunkt sind die „Leseinseln“. Mit einer besonderen Methode wird leseschwachen Kindern geholfen.
Der Verein bietet während der Ferien Ausflüge und besondere Aktionen an.
In der Weihnachtszeit beteiligt sich der Verein an der Wunschbaumaktion in Aurich.
Der Großteil der Kosten des Kinderschutzbundes wird durch Spenden getragen. Die Stadt Aurich unterstützt den Verein. Doch das Geld reicht für die vielfältigen Aufgaben nicht aus.