Auricher Ausstellungen Von der Laufmaschine zum Masterplan Radverkehr


Die Geschichte des Fahrrads wird derzeit im Energie-Erlebnis-Zentrum präsentiert. Auch aktuelle Forderungen sind enthalten.
Aurich - Im Jahr 1817 ging es los: Damals baute Karl Friedrich Drais seine Laufmaschine, auch Draisine genannt. Sie markiert den Beginn der Fahrradgeschichte und damit die Geburtsstunde des Individualverkehrs zu Lande. Im Deutschen Fahrradmuseum in Bad Brückenau steht eine Draisine aus dem Jahr 1820. Sie ist das älteste Ausstellungsstück in Bad Brückenau. Die Ausstellung dort wurde konzipiert von Steffi Faust und Ivan Sojc. Dort wird die faszinierende Fahrradgeschichte chronologisch von Beginn an bis in die heutige Zeit gezeigt.

Ein kleiner Teil der dortigen Exponate ist jetzt Teil der Sonderausstellung „Mit dem Fahrrad durch drei Jahrhunderte“ im Energie-Erlebnis-Zentrum (EEZ) in Sandhorst. Seit Himmelfahrt bis Anfang November ist die Ausstellung für Besucher zugänglich.
Räder aus allen Epochen
Neben dem Deutschen Fahrradmuseum ist Dinus Voß im EEZ vertreten. Er zeigt aus seinem privaten „Ostfriesischen Zweiradmuseum“, das sich in einer alten umgebauten Scheune in Emden Wybelsum befindet und in gemütlicher historischer Ambiente über 200 Jahre alte regionale ostfriesische Geschichte des Zweirades dokumentiert, einige interessante originale Ausstellungsstücke.
In Kooperation mit dem EEZ, dessen Leiter Stefan de Jonge sich im Vorfeld die beiden Museen angesehen hat und von ihnen stark beeindruckt war, haben Steffi Faust, Ivan Sojc und Dinus Voß die Sonderausstellung in Aurich konzipiert. „Die Sonderausstellung erzählt die spannende Geschichte des Fahrrads und zeigt verschiedene Räder aus allen Epochen.“ Ein großes Thema sei „Fahrrad und Arbeit in früheren Zeiten“, als Handwerksbetriebe ihre Waren mit Lastenfahrräder zu den Kunden brachten, die Post damit Pakete transportierte und Hotels die Koffer ihrer Gäste damit beförderten, erklärt de Jonge während eines Rundgangs.
Auf und ab des Rades im Laufe der Zeit
Auf übersichtlichen Tafeln haben die Verantwortlichen die zeitgeschichtliche Entwicklung des Fahrrads sowie die Hinweistafeln für die einzelnen Exponate so dargestellt, dass sie für Jung und Alt gut lesbar und problemlos zu verstehen sind. Somit können sie sich auf eine interessante Entdeckungsreise machen. Gerade jüngere Besucher werden überrascht sein, wie sich das Fahrrad im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt hat.

Der Bogen wird dabei geschlagen von der Erfindung der Laufmaschine 1817 bis hin zum Masterplan Radverkehr 2030 der Stadt Aurich. Deutlich wird dabei, dass das Fahrrad nicht immer die Beliebtheit genoss, die es heutzutage hat. Dabei waren die 1920er-Jahre gekennzeichnet von großen Produktionszahlen, technischen Experimenten, Interesse an der Motorisierung und den Folgen der Inflationsjahre. Das Fahrrad wurde in großen Stückzahlen hergestellt, was zu sinkenden Preisen führte. Es wurde auch für den Arbeiter erschwinglich. Die Popularität des Fahrrades stieg noch einmal in den 1930er-Jahren, denn die Arbeiter und ,kleinen Angestellten konnten sich ein motorisiertes Fahrzeug nicht leisten. Sehr beliebt waren Fahrradausfahrten an Sonntagen. Dennoch spielte das Fahrrad eine untergeordnete Rolle, Ziel des NS-Regimes war die Förderung des Kraftverkehrs.
ADFC fordert bessere Rad-Infrastruktur
In der unmittelbaren Nachkriegszeit ist der, der ein Fahrrad besitzt, ein König. Nach Kriegsende gibt es sie schlicht nicht. Erst nach der Währungsreform sind Fahrräder wieder im Handel erhältlich. In den 1960er-Jahren beginnt mit dem Wirtschaftswunder das Fahrradsterben, da das Interesse an der Motorisierung geweckt ist. Das Auto wird das Symbol des Wohlstandes, Städte werden autogerecht umgebaut. Die Bundesbürger verlieren das Fahrrad aus dem Blickfeld, es wird zum Fortbewegungsmittel der Unterprivilegierten.
Erst in den 1980er- und 1990er-Jahren ist das Fahrrad plötzlich wieder da. Es erlangt als Sport- und Freizeitgerät sowie als Verkehrsmittel wieder an Bedeutung. Dazu tragen unter anderem die „Trimm-Dich“- und die Gesundheitswelle bei, die „Atomkraft-Nein Danke“-Aktionen, die Öko-Bewegung und der Verkehrsinfarkt in den Städten.
Mit einem Stand beteiligt sich auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC), Kreisverband Aurich. Dort wird auf einer Tafel auf den Masterplan Radverkehr 2030 hingewiesen, der vor fünf Jahren einstimmig vom Auricher Rat beschlossen worden ist. Der ADFC fordert bereits seit langem, die dort formulierten Ziele endlich umzusetzen. Denn die Stadt Aurich hat sich vorgenommen, den Anteil des Radverkehrs zu verdoppeln und eine Infrastruktur zu schaffen, die das Radfahren sicher, schnell und komfortabel macht. Dazu gehören Radwege, die breit genug sind, sowie Ampelschaltungen, die den Radverkehr nicht ausbremsen.