EM-Achtelfinale Deutsche Anhänger sind optimistisch: „Mit Kroos sind wir unschlagbar“
Die hiesigen Fans haben im Achtelfinale einen Sieg gegen Dänemark eingeplant. Was das mit dem Dirigenten und den Pet Shop Boys zu tun hat.
Aurich - Eigentlich sind sich die hiesigen Fußballfans und Experten einig, wenn es um die Frage geht, ob die deutsche Nationalmannschaft das Achtelfinalspiel am Sonnabend gegen Dänemark erfolgreich bestreitet. Sie setzen auf einen Sieg für das Team von Julian Nagelsmann. Aber hier und da machen sich auch Bedenken breit. Hinweise auf mögliche Schwachstellen in der neu formierten Innenverteidigung machen die Runde. Der Name Nico Schlotterbeck sorgt für Gesprächsstoff. Schwächen, die aber durch die Offensivkraft der DFB mehr als ausgeglichen werden
Socken als Glücksbringer
Die sportbegeisterte Saskia Buschmann (CDU-MdL) befindet sich gegenwärtig in Irland. Dort macht sie Urlaub. In Sachen EM-Gucken hat sie für Sonnabend einen Plan. „Ich werde mir das Spiel in einem Pub anschauen. Mit Fußballshirt und Deutschland-Socken an“, sagte sie am Freitagvormittag auf Nachfrage der Ostfriesischen Zeitung. Und es wird für einen Erfolg reichen. Sie erwartet einen 3:1-Sieg für Deutschland.
Einen etwas knapperen Ausgang erwartet der neue Trainer des SV Wallinghausen, Jerzey Klukowski. Der gebürtige Pole trauert immer noch dem vorzeitigen Aus der polnischen Elf nach der Gruppenphase bei der EM nach, und konzentriert sich aber nun auf Deutschland. Er setzt auf einen 2:1-Erfolg. Seiner Meinung nach wartet auf die deutsche Elf viel Arbeit, weil Dänemark eine harte Nuss sei. Die Stärke der dänischen Mannschaft liege in der Abwehr. Ungeschlagen mit drei Unentschieden und nur zwei Gegentoren sind eine Bank, so Klukowski. Er hält aber die Offensivkraft und die personellen Qualitäten der DFB-Elf dagegen. Allen voran ein Spieler hat es ihm angetan. „Jamal Musiala ist der reine Wahnsinn. Er kann mehrere Gegenspieler auf einem Bierdeckel schwindelig spielen und sich auf engstem Raum durchsetzen.“ Unterm Strich wird das offensive Spiel der Deutschen über das dänische Beton in der Abwehr siegen.
„Oh, Schlotterbeck!„
SpVg-Trainer Claudio Casto kehrte diese Woche von einem Italien-Urlaub zurück nach Ostfriesland. Auch er singt das Hohelied auf die Qualität des deutschen Angriffs.
„Die deutsche Offensive ist richtig geil und auch breit aufgestellt“, meint Casto und nennt im nächsten Atemzug seine persönliche Schwachstelle im deutschen Team: „Oh, Schlotterbeck, ich weiß nicht, ob das funktionieren wird.“
Auch wenn Dänemark eine gute, kompakte Truppe aufbiete, erwartet Casto ein souveränes 2:0. Einen souveränen Auftritt von Italien, dem Land seiner Ahnen, hat er bisher noch nicht gesehen. „Italien hat, wie auch andere Mannschaften, noch nicht gut performt. Die Italiener haben sich nicht mit Ruhm bekleckert und sind glücklich weitergekommen.“ Im Duell mit der Schweiz erwartet Casto bis zum Ende der Verlängerung ein torloses Unentschieden. Die Entscheidung fällt im Elfmeterschießen zugunsten der Squadra Azzurra.
Deutsche Elf wird liefern
Für Trainer Stefan Oltmanns ist die Sache klar: „Wir gewinnen 2:0. Das Problem mit der neuen Innenverteidigung sehe ich nicht. Auch wenn Deutschland noch nicht richtig gefordert wurde, wird die Mannschaft liefern.“
Zum einen setzt Oltmanns auf den Trainer. Julian Nagelsmann habe vieles richtig gemacht und clever aufgestellt. Zum anderen hat nach Ansicht von Oltmanns Deutschland einen Spieler, der den Unterschied ausmache. Er meint Toni Kroos. Als Oltmanns in München in einer bayrischen Gaststube das EM-Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland (5:1) sah, kam er nach dem Abpfiff mit gut gelaunten schottischen Fans ins Gespräch. Ein Schotte meinte: „Deutschland ist mit Toni Kroos nicht zu schlagen.“
Bisher stimmt dieser Satz noch. Und wohl auch nach dem Dänemark-Spiel, das Oltmanns mit seiner Fußballclique schaut, die seit dem Jahr 2000 besteht.
Knackpunkt Verteidigung
Trainer und Fußballexperte Jens Dieker hat während seines Urlaubs mit seiner Frau deutsche Spiele in Freiburg und Österreich gesehen. Das Achtelfinale wird er sich wohl in Aurich anschauen, „am besten da, wo man auch noch etwas trinken und essen kann“, so Dieker. Sein Zwischenfazit: „Wir haben bisher keine Bäume ausgerissen, aber immerhin sind wir besser gestartet als bei den großen Turnieren davor.“
Damit meinte er die blamablen WM-Auftritte in Russland (2018) und Katar (2022), die jeweils mit dem vorzeitigen Aus nach der Gruppenphase endeten.
„Keine Frage, wir können die Dänen schlagen“, so Dieker, „aber der Knackpunkt wird unsere Verteidigung sein. Dort muss Nagelsmann umstellen, sie wird schwächer als zuvor sein.“ Dieker setzt auf die Stärken der deutschen Elf, die spielentscheidend sein können. Der Angriff sei gut und variabel besetzt. Im Mittelfeld zieht Toni Kroos die Fäden. „Er führt die Mannschaft, treibt an, beruhigt das Spiel und schlägt tolle Pässe. 30 Meter und weiter, genau auf den Fuß des Mitspielers.“ Ein Dirigent, einer der den Unterschied ausmacht, so Dieker, der auf einen 2:1-Sieg von Deutschland hofft.
Konzert statt Fußball
Auf 2:0 für Deutschland tippt der ehemalige Trainer der SpVg Aurich Uwe Groothuis. Ob er davon etwas sehen wird, ist noch ungewiss.
„Ich besuche mit meiner Frau ein Konzert der Pet Shop Boys in Hannover, da dürfte es wohl kaum einen Fernseher geben“, unkte Groothuis. Seine bisherige EM-Zwischenbilanz fällt durchwachsen aus: „Das 5:1 gegen Schottland war gut. Gegen Ungarn die Leistung schon schwächer und gegen die Schweiz hatten wir Glück.“ Aber auch andere Teams überzeugten bisher nicht. Allen voran Italien, Frankreich und England, so Groothuis. Er hofft auf ein Weiterkommen der deutschen Elf, damit er dann das Viertelfinale wieder live sehen kann.
Nagelsmanns Wunschzettel: Tore und EM-Lust mit König Kroos
