Meinung Ob Meyer-Werft oder Enercon: Muss es immer erst zum Knall kommen?

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 06.07.2024 10:09 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Das Kreuzfahrtschiff der Luxusklasse „Silver Ray“ verlässt im Februar 2024 das überdachte Baudock der Meyer Werft. Foto: DPA
Das Kreuzfahrtschiff der Luxusklasse „Silver Ray“ verlässt im Februar 2024 das überdachte Baudock der Meyer Werft. Foto: DPA
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In der Existenzkrise braucht die Meyer-Werft die Hilfe der Steuerzahler – wie schon 2019 Enercon aus Aurich. Noch eine Ähnlichkeit: Beide Unternehmen flohen zuvor in Steueroasen. Ein Kommentar.

In ihrer tiefsten Krise ist die Meyer-Werft in Papenburg auf Hilfe angewiesen. 2,3 Milliarden Euro braucht das Unternehmen, um bestellte Kreuzfahrtschiffe zu Ende bauen zu können. So soll ein großer Teil der Arbeitsplätze erhalten werden. Letzteres ist die gute Nachricht. Die schlechte: Da es wohl kaum private Investoren geben wird, die das gewaltige Risiko schultern, muss einmal mehr der Steuerzahler in die Bresche springen. Eine Bürgschaft von Land und Bund ist die Lösung. Mal wieder.

Enercon brauchte Staatshilfe über 500 Millionen Euro

Es ist bei Weitem nicht nur die Kreuzfahrtbranche, die in der Krise steckt. Die Zahl hilfsbedürftiger Großunternehmen in Deutschland wächst. Eines davon war der Windkraftanlagenhersteller Enercon aus Aurich. Der musste vor zwei Jahren eine Staatshilfe von 500 Millionen Euro annehmen, um nicht in den Ruin zu schlittern. Das Geld soll zurückgezahlt werden, genau wie es die Meyer-Werft auch vorhat. Aber das Wagnis geht die öffentliche Hand ein. Beispiele dafür nehmen überhand. Ein Alarmsignal, wie es um die Wirtschaft allgemein steht, wenn schon Branchen betroffen sind, die eigentlich gute Perspektiven haben sollten.

Erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist

Ärgerlich dabei ist, dass einige Missstände erst dann beseitigt werden, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Auch hier decken sich die Beispiele Enercon und Meyer-Werft auf unrühmliche Art. Enercon war bis zur Umstrukturierung offiziell in einem Offshore-Paradies in der Karibik beheimatet. Es gab einen Postkasten-Firmensitz in Amsterdam. Offizieller Sitz der Meyer-Werft ist Luxemburg. So lässt sich das Steuerzahlen optimieren. Ein Luxus, den kleinere Firmen sich nicht leisten können oder wollen. Dabei sind insbesondere diese großen Unternehmen immer wieder auf die großzügige Unterstützung der Politik angewiesen. Sei es in indirekter Form durch großzügige Vergütung von Windstrom oder in Form eines teuren Sperrwerks und ständiger teurer Ausbaggerungen der Ems. Wenn dann alle Register gezogen werden, um wenig Steuern zu zahlen, ist das ein Skandal, den die Politik sehenden Auges duldet. Andere nutzen die Schlupflöcher derweil weiter.

Unternehmenskultur wurde geändert

Enercon hat nach 2019 an der Unternehmenskultur gearbeitet. Der Firmensitz wurde nach Deutschland verlegt, ein Gesamtbetriebsrat eingeführt. Gleiches soll nun bei Meyer geschehen. Die Frage ist: Muss es immer erst zum großen Knall kommen?

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