Meinung Klimawandel muss für alles herhalten

| | 20.07.2024 09:58 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Bis zu einer Haustür war das Wasser im Wieselweg in Moordorf angestiegen. Der ganze Straßenzug war überschwemmt. Foto: Karin Böhmer
Bis zu einer Haustür war das Wasser im Wieselweg in Moordorf angestiegen. Der ganze Straßenzug war überschwemmt. Foto: Karin Böhmer
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Der Klimawandel habe Südbrookmerland erreicht, sagt Bürgermeister Thomas Erdwiens zu den Überschwemmungen. Stimmt. Aber die Probleme sind auch selbst gemacht. Ein Kommentar

Klimawandel ist zum politischen Modewort geworden. Es muss als Argument für Entscheidungen und als Ursache von Problemen herhalten. Jetzt hat der Klimawandel nach den Worten von Bürgermeister Thomas Erdwiens auch Südbrookmerland erreicht. Aber der Klimawandel erklärt noch lange nicht, wie es innerhalb von nur drei Jahren gleich zweimal in Moordorf zu massiven Schäden nach Regenfällen kam.

Menschengemachte Überschwemmungsprobleme

So wie es eine menschengemachte Klimaerwärmung gibt, so gibt es auch menschengemachte Überschwemmungsprobleme. Es ist kein Zufall, dass oft die gleichen Ortschaften oder Straßenzüge betroffen sind. Wenn in einem Wohngebiet, insbesondere in einem Neubauviertel, Wasser in solchen Ausmaßen auf den Straßen steht, muss es sich um eine Fehlplanung handeln. Warum? Weil der Starkregen nicht überall zu den gleichen Schäden führt. Wer in Senken Baugebiete ausweist, wie etwa in Moordorf und Simonswolde, darf sich nicht wundern.

Klimaziele nutzen Betroffenen wenig

Natürlich muss die Weltgemeinschaft daran arbeiten, den jährlichen Temperaturanstieg zu bremsen. Doch in Paris oder andernorts vereinbarte Klimaziele nutzen den in Ostfriesland von Wasserschäden Betroffenen herzlich wenig. Es muss bauliche Lösungen geben – und zwar schnell. Der nächste Starkregen kann jederzeit niedergehen.

Die Gemeinden können das Problem nicht alleine lösen, das ist klar. Wenn Wasser in einen Graben oder Gully laufen kann, sind damit nicht alle Sorgen vergessen. Die Entwässerung vor Ort ist Teil eines größeren Systems. Mehrere Akteure sind gefordert. Aber bitte rasch.

Geldquelle Neubaugebiet verursacht Folgekosten

Es mag stimmen, dass einzelne Grundstücksbesitzer eigenmächtig Gräben zugeschüttet haben oder diese nicht ausreichend freiräumen. Das Kernproblem aber haben viele Kommunen selbst geschaffen: In dem Drang, immer neue Baugebiete zu erschließen, auf denen Menschen dicht an dicht siedeln, hat die Flächenversiegelung überhandgenommen. Regen kann nicht mehr versickern. Vorhandene Entwässerungssysteme können das zusätzliche Wasser nicht ausreichend transportieren. Die kommunale Geldquelle Neubaugebiet hat Folgen – und verursacht Folgekosten.

Ein generelles Umdenken ist erforderlich. Mehr Skepsis und Umsicht bei neuen Erschließungen ist gefragt.

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