Meinung Gutachten wurde einfach ignoriert
Die Stadt hat ein Gutachten zum neuen Standort der Ortsfeuerwehr Aurich in Auftrag gegeben. Problematisch: Der Ortsrat fällte seine Entscheidung, ohne das Ergebnis abzuwarten. Ein Kommentar.
Leerer Landstraße oder Egelser Straße? An dieser Frage scheiden sich die Geister in Aurich. Es geht um den Standort für den Neubau der Ortsfeuerwehr Kernstadt. Dass gebaut werden muss, darüber sind sich alle einig. Nur wo, das ist umstritten.
Problematisch ist die Art und Weise, wie der Ortsrat Kernstadt zum Votum kam. Mit acht Ja-Stimmen bei einer Enthaltung sprach er sich für die Egelser Straße aus – und das recht spontan. Das Gremium entschied, ohne das Ergebnis eines in Auftrag gegebenen Gutachtens abzuwarten. Dieses wurde erst nach der Sitzung veröffentlicht. Der Fachplaner und Sachverständige für Brandschutz hält beide Standorte für möglich, spricht sich aber für die Leerer Landstraße aus.
Politik muss Jahrzehnte in die Zukunft planen
Der Ortsrat folgte dem Wunsch der Feuerwehr. Sie fordert ein Ende der 2020 begonnenen Planungen für die Leerer Landstraße, weil sich der neue Eigentümer an der Egelser Straße verkaufsbereit zeigt. Wenn die Kameraden eine Meinung äußern, hören Politik und Verwaltung besser genau hin. Denn sie sind es, die zu den Einsätzen ausrücken und ehrenamtlich mitunter Leib und Leben riskieren.
Dass viele Feuerwehrleute näher am Standort Egelser Straße wohnen als „In der Diere“, ist unbestritten. Und dass dort derzeit viele Einsätze anfallen, ebenfalls. Aber es ist Aufgabe der Politik, Jahrzehnte in die Zukunft zu planen. Das Brandgeschehen wird sich voraussichtlich verlagern. Die Klinik schließt in wenigen Jahren. Das Gewerbegebiet an der Leerer Landstraße wächst weiter. In der Nähe entsteht ein großes Baugebiet. Und Wohnorte können sich verändern. Das muss zumindest bedacht werden.
Keiner will Streit mit der Feuerwehr
Der stellvertretende Ortsbürgermeister Rolf Stemmler (CDU) behauptete in Bezug auf den Standort Egelser Straße: „Da kann eigentlich keiner dagegen sein. Das ist eine Notwendigkeit.“ Da fragt man sich, warum ein Gutachter beauftragt wurde, wenn seine Einschätzung ignoriert wird.
Ende August hat der Stadtrat das letzte Wort. Fraglich ist, ob die Entscheidung offen ist. Denn das Letzte, was Politik und Verwaltung wollen, ist ein Streit mit der Feuerwehr. Diskussionen über Standorte sorgten andernorts für viel Ärger – und sogar Austritte.