Lebensmittel-Sicherheit: Wenn das Mett im Auto schmort
Im aufgeheizten Fahrzeug verderben einige Waren schon auf dem Weg aus dem Supermarkt nach Hause.
Ostfriesland - Hochsommerliche Temperaturen verwandeln parkende Autos in Brutkästen: Die Sonneneinstrahlung führt dazu, dass sich Innenräume von Fahrzeugen binnen zehn Minuten um sieben Grad aufheizen. Das hat der amerikanische Wissenschaftler Dr. Andrew Grundstein in einer Studie herausgefunden. Selbst bei einer moderaten Außentemperatur von 20 Grad, so ein weiteres Ergebnis der Untersuchung, sind im Auto nach einer Stunde bereits 46 Grad zu messen. Kein Wunder also, dass es jedes Jahr im Sommer immer wieder zu lebensgefährlichen Situationen kommt: Mama oder Papa gehen zum Einkauf ins Geschäft und lassen Sohn oder Tochter in dieser Zeit im Auto zurück. Oft brechen Passanten oder alarmierte Feuerwehrleute das Auto auf, um die bedrohliche Lage für das Kind zu beenden.
Aber auch in anderer Hinsicht birgt die Hitze im Innenraum des Fahrzeugs Gefahren: Viele Lebensmittel sind leicht verderblich. Wenn beispielsweise das Mett im Auto schmort, droht dem Esser später eine Lebensmittelvergiftung. Durchfall, Magenschmerzen, Erbrechen: Die Symptome halten oft mehrere Tage an. „Für kleine Kinder, Schwangere sowie für alte und geschwächte Menschen kann so eine Infektion lebensbedrohlich sein“, sagt die Beratungsärztin Friederike Kaiser von der R+V Krankenversicherung.
Fleisch, Fisch und Eierspeisen enthalten viel Eiweiß und Wasser. Bakterien vermehren sich schnell. „Vorsicht ist vor allem bei Hackfleisch geboten. Wer sicher gehen will, sollte im Hochsommer auf rohes Mett verzichten“, rät die Ärztin. Auch vorgeschnittene Blatt- und Obstsalate aus der Kühltheke können bei höheren Temperaturen sehr schnell „umkippen“. Und was viele auch nicht wissen: Brot sowie viele Obst- und Gemüsesorten wie Tomaten, Gurken oder Bananen schimmeln im automobilen Brutkasten schneller als sonst.
Nach Angaben der Ärztin vermehren sich Krankheitserreger in wasserreichen Lebensmitteln bereits bei Temperaturen zwischen 20 und 40 Grad – und die sind im Sommer in parkenden Autos schnell erreicht. „Innerhalb von 20 Minuten verdoppelt sich die Zahl der Bakterien“, sagt Friederike Kaiser. Die Folge: Die Haltbarkeit verkürzt sich deutlich. „Einzelne Lebensmittel können schon auf dem Weg nach Hause verderben“, so die Expertin.
Das Problem ist allerdings leicht zu beheben: Der Einkauf wird in Kühl- oder Isoliertaschen gepackt – auf diese Weise bleibt die Kühlkette der verderblichen Ware auch im automobilen Brutkasten bestehen. Selbst das Mett schmort nicht.