Meinung Kinder und Jugendliche sind heute noch die Verlierer der Pandemie
Lernrückstände und psychische Erkrankungen: Kinder und Jugendliche leiden noch immer unter den Folgen des Lockdowns. Sie benötigen Hilfe. Doch die fehlt. Ein Kommentar.
Geschlossene Kitas und Schulen, das Aus für sportliche Aktivitäten, keine Treffen mit Freunden: Kinder traf der Corona-Lockdown am härtesten. Das wirkt nach, wie die Bundesregierung einräumt: Die Belastungen machten sich noch heute in Lernrückständen und einer Zunahme psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen bemerkbar. Laut Thomas Fischbach, ehemaliger Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, sind sie in ihrer Entwicklung zurückgeworfen worden. Kurz: Kinder und Jugendliche sind die Verlierer der Pandemie. Aber wo sind heute die Programme und Konzepte, dieser fatalen Entwicklung entgegenzuwirken?
29 Jugendliche verließen die IGS Marienhafe-Moorhusen im Juni ohne Abschluss, um nur ein Beispiel zu nennen. Als einen Grund nennt Leiter Kai-Dieter Hoop: Seit der Coronazeit hätten einige Schüler leider nicht wieder richtig Fuß gefasst.
Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss ist gestiegen
Insgesamt scheint die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss seit dem Ende des Schuljahres 2021/22 im Kreis gestiegen zu sein. Lag ihr Anteil zuvor unter 10 Prozent, sind es seither rund 14 Prozent. Eine fatale Negativtendenz.
Glücklicherweise ist für diese Jugendlichen nicht alles verloren: Sie können beispielsweise an einer berufsbildenden Schule noch einen Abschluss erwerben. Aber zu welchem Preis? Die verlorenen Jahre gibt ihnen keiner zurück.
Schließungen von Kitas und Schulen waren fataler Fehler
Die Fragen sind jetzt: Wer ist für die Kinder und Jugendlichen da? Wer hilft ihnen, die Folgen der Pandemie zu überwinden, soziale Defizite aufzuarbeiten und Entwicklungslücken zu schließen? Vermutlich keiner. Die Schulen sind schon lange aus unterschiedlichen Gründen überfordert, haben genug damit zu tun, ihre normalen Ziele zu erreichen. Und Wartezeiten für Therapien sind lang.
Die Schließungen von Kindergärten und Schulen waren ein zu hoher Preis. Denn Kinder waren nicht die Treiber der Pandemie. Andere Länder fanden andere Lösungen.
Man könnte darauf hoffen, aus diesen fatalen Fehlern zu lernen, sie in Zukunft zu vermeiden. Aber bei der derzeit zähen und augenscheinlich wenig offenen Aufarbeitung der Pandemie und ihrer Folgen ist das wohl eine völlig illusorische Hoffnung. So, wie es jetzt aussieht, haben die Kinder und Jugendlichen auch weiterhin verloren.