Kostenlos an den Strand Ein Besuch am Meer kostet – aber nicht immer und überall

Susanne Ullrich
|
Von Susanne Ullrich
| 02.09.2024 11:47 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
Artikel hören:
Der Strand ist ein Sehnsuchtsort. „Strand bedeutet Zeit für mich – und Zeit für die Familie“, sagt Imke Wemken von der OTG. Foto: Archiv/Oltmanns
Der Strand ist ein Sehnsuchtsort. „Strand bedeutet Zeit für mich – und Zeit für die Familie“, sagt Imke Wemken von der OTG. Foto: Archiv/Oltmanns
Artikel teilen:

Ein Spaziergang vor Sonnenuntergang oder ein Badetag mit der Familie: Das Meer übt nicht nur auf Ostfriesen einen besonderen Reiz aus. Die kurze Auszeit an der Küste gibt’s teilweise kostenlos.

Küste - In Ostfriesland ist die Nordsee nie weit entfernt. Für viele ist es gerade diese Nähe zum Meer, die einen Teil der Lebensqualität der Region ausmacht. Ein Spaziergang auf nackten Sohlen im warmen Sand des Strandes mit dem Hund an der Seite oder nach Feierabend bei Sonnenuntergang ist ein Kurzurlaub für Körper und Seele; ein Strandtag mit der Familie ein spannendes Abenteuer. Allerdings ein Abenteuer, das schnell eine Stange Geld kosten kann: Parkplatz, Strandeintritt – dazu möglicherweise noch die Strandkorb-Miete und Eis.

So wir hier auf Borkum stellen sich die meisten Urlauber den Besuch am Strand vor, sagt OTG-Geschäftsführerin Imke Wemken: Ein Strandkorb an einem weiten weißen Strand mit touristischer Infrastruktur wie sanitären Anlagen und Strandbar in der Nähe. Foto: Archiv/Hauke-Christian Dittrich/dpa
So wir hier auf Borkum stellen sich die meisten Urlauber den Besuch am Strand vor, sagt OTG-Geschäftsführerin Imke Wemken: Ein Strandkorb an einem weiten weißen Strand mit touristischer Infrastruktur wie sanitären Anlagen und Strandbar in der Nähe. Foto: Archiv/Hauke-Christian Dittrich/dpa

Einige Ostfriesen dürfen kostenlos an den Strand. Einwohner bestimmter Städte und Gemeinden beispielsweise können teilweise den Strand nutzen, ohne zu zahlen. An den Parkgebühren lässt sich in seltenen Fällen sparen. Die Redaktion hat sich umgehört und einige Tipps und Tricks zusammengetragen, wo es den Strandbesuch zum Schnäppchenpreis gibt – und für wen. Denn fast überall gibt es spezielle Regelungen für Einheimische, von denen aber längst nicht jeder weiß.

Die Vielfalt macht‘s

Eines vorweg: Über das, was Menschen von einem Strand erwarten, lässt sich vortrefflich streiten. Wo der eine einfach nur ein bisschen im Schlick waten oder mit seinem Hund maritime Streifzüge unternehmen möchte, braucht der andere den weiten Sandstrand und einen lauschigen Platz im Strandkorb. Letzteres, sagt Imke Wemken, wollen übrigens die meisten Strandbesucher. Sie wünschten sich Sand und Infrastruktur wie Toiletten, Duschen und ein gastronomisches Angebot. Die Geschäftsführerin der Ostfriesland Tourismus GmbH mit Sitz in Leer weiß aber auch, dass die Vorlieben ganz unterschiedlich sein können.

Die Küste biete das Passende für jeden Geschmack: Je nach Standort kann sie besonders familien- oder hundefreundlich sein. Für Hunde gelten überall spezielle Regeln – sie sind nicht überall willkommen und nicht immer kostenlos. Wo Vierbeiner kosten, bekommen sie jedoch auch etwas geboten. Die Strände Ostfrieslands sind teils barrierefrei, naturnah und mit oder ohne Badeaufsicht. „Die Vielfalt macht‘s.“ Die Grün-, Sand- oder Naturstrände sind beliebte Naherholungsräume, aber eben auch Teil des Nationalparks Wattenmeer. „Man muss immer Mensch und Natur unter einen Hut bringen“, unterstreicht Wemken. Der Platz direkt am Meer sei auch ein Sehnsuchtsort: „Strand bedeutet Zeit für mich – und Zeit für die Familie.“

Die klassischen Strände

  • Einwohner der Stadt Wittmund haben mit Personalausweis in Harlesiel freien Zutritt zum Strand, erklärt Marcus Harazim, Marketingleiter der Nordseeband Carolinensiel-Harlesiel GmbH. Für alle anderen wird der Gästebeitrag fällig – 3 Euro für Erwachsene und 1,50 Euro für Kinder von vier bis 15 Jahren. Das entspricht in etwa der Summe, die nahezu überall für einen Besuch am Strand fällig wird (alle Preise gibt es in der Karte auf einen Blick). Wer in Harlesiel zahlt, kommt in den Genuss weiterer Vorteile wie beispielsweise kostenfreiem Eintritt ins Meerwasserfreibad und eine Tour mit der elektrischen Wegebahn „Carobahn“. Kostenlos parken hingegen können Besucher des Strandes in Harlesiel – auf dem Großraumparkplatz am Campingplatz. Dort sind die ersten zwei Stunden frei.
    Ebbe am Strand von Harlesiel. So kann eine Auszeit vom Alltag aussehen: Bei einem Spaziergang im Watt kann die Seele baumeln – und die Augen können die maritime Flora und Fauna entdecken. Foto: Ullrich
    Ebbe am Strand von Harlesiel. So kann eine Auszeit vom Alltag aussehen: Bei einem Spaziergang im Watt kann die Seele baumeln – und die Augen können die maritime Flora und Fauna entdecken. Foto: Ullrich
  • In Neuharlingersiel haben Bewohner der Samtgemeinde Esens freien Zutritt zum Strand, wenn sie sich mit ihrem Personalausweis samt passendem Wohnort ausweisen. Das sagt Erwin Jacobs, stellvertretender Geschäftsführer des Kurvereins Neuharlingersiel, der Redaktion auf Nachfrage.
  • In Bensersiel gilt das ebenso. Auch hier kommen alle Esenser kostenlos an den Strand, erzählt Lora Hirsch vom Marketing der Esens-Bensersiel Tourismus GmbH. Die Einwohner der Samtgemeinde können in Bensersiel außerdem kostenlos parken. Das ist allerdings mit Auflagen verbunden: Es gelte nur auf dem Schotterparkplatz am Ortsrand. Wer diesen nutzen möchte, müsse sein Kennzeichen vorher im Rathaus der Samtgemeinde registrieren lassen.
    Sommerlicher Trubel am Strand von Neuharlingersiel. Foto: Archiv/Oltmanns
    Sommerlicher Trubel am Strand von Neuharlingersiel. Foto: Archiv/Oltmanns
  • Auch die Dornumer haben freien Zugang zu „ihren“ Stränden in Dornumersiel und Neßmersiel. „Mit VIP-Ausweis“, erzählt Rolf Kopper, Geschäftsführer der Tourismus GmbH Gemeinde Dornum, lachend. Es gibt eine goldene Plastikkarte im Kreditkartenformat für Dornumer und Einwohner der Samtgemeinde Hage. Zwischen den politischen Gemeinden gibt es dafür eine Kooperation. Die Karte muss einmalig beantragt werden. Die gebe es, weil viele ihren Personalausweis nicht mit an den Strand bringen wollten. Kopper sagt, wer lediglich ein wenig Nordseeluft schnuppern oder spazieren will, kann dies hier abseits des Strandtrubels kostenfrei tun. Wer aber das Strandbad mit seiner Infrastruktur nutzen möchte, werde zur Kasse gebeten.
  • Ähnlich wird es in Norddeich gehandhabt, berichtet Inga Graber, Leitung Marketing und Events für den Tourismus-Service Norden-Norddeich. Spazieren gehen ist auch hier umsonst. Das wirkliche Strandvergnügen aber koste. Der Gästebeitrag wird wie in Dornum dafür genutzt, den Strand in Schuss zu halten und neuen Sand aufzufahren. „Wir haben den modernsten Strandabschnitt an der niedersächsischen Nordsee – zumindest am Festland“, stellt Graber klar. Da gebe es immer etwas zu tun. Norddeich zeichne sich durch seine Barrierefreiheit aus, meint Imke Wemken. Für Einheimische gibt es auch hier eine Möglichkeit, sich den Eintritt zu sparen: Kunden der Stadtwerke Norden könnten sich kostenlose Jahreskarten beim Tourismus-Service ausstellen lassen, so Graber.
    Der großzügige Sandstrand in Schillig ist auch bei Ostfriesen beliebt. Nicht zuletzt, weil im Wangerland seit 2023 kein Strandeintritt mehr fällig wird. Foto: Archiv/Oltmanns
    Der großzügige Sandstrand in Schillig ist auch bei Ostfriesen beliebt. Nicht zuletzt, weil im Wangerland seit 2023 kein Strandeintritt mehr fällig wird. Foto: Archiv/Oltmanns
  • Die Strände im Wangerland – Hooksiel, Horumersiel und Schillig – sind seit 2023 generell kostenfrei. Wer mit dem Auto unterwegs ist, muss allerdings, wie vielerorts, auch die Parkgebühren einkalkulieren: Die liegen mit einem Euro je halbe Stunde allerdings noch im Bereich des für die Küstenorte normalen Betrags. Der Tagestarif liegt im Wangerland bei maximal acht Euro.

Geheimtipps

  • Der Trockenstrand Upleward ist kein Nordseestrand im herkömmlichen Sinne: Er liegt landeinwärts hinter dem Deich. Der ist ausgesprochen familienfreundlich, findet Wemken. „Es gibt tolle Angebote und Spielgeräte. Da können Kinder so los toben.“
    Am Naturstrand von Hilgenriedersiel hinterlassen nur wenige Besucher ihre Spuren. Er entspricht nicht dem klassischen Bild, das viele von einem Strand haben. Wer hierher kommt, sucht die Ruhe und Nähe zur Natur. Foto: Archiv/Ingo Wagner/dpa
    Am Naturstrand von Hilgenriedersiel hinterlassen nur wenige Besucher ihre Spuren. Er entspricht nicht dem klassischen Bild, das viele von einem Strand haben. Wer hierher kommt, sucht die Ruhe und Nähe zur Natur. Foto: Archiv/Ingo Wagner/dpa
  • Der Naturstrand Hilgenriedersiel entspricht nicht dem Bild, das viele Besucher von einem Strand haben. Weißen Sand sucht man dort vergebens. Dieser Strand ist darüber hinaus klein, hat keinerlei Infrastruktur und es gibt nur wenige Parkplätze. Für echte Naturliebhaber ist er ein Juwel, alle anderen sollten diesen Strand besser meiden, rät Imke Wemken.
  • Es muss nicht immer das Meer sein, betont die OTG-Chefin: „Gezeiten sind etwas total Spannendes, aber vielleicht möchte man einfach nur Schwimmen.“ In Ostfriesland gebe es neben der Nordsee noch so viel mehr Wasser zu entdecken: Zahlreiche Badeseen überall auf der Halbinsel seien gerade für Familien oder Aktive ein lohnender Anlaufpunkt.
  • Ein Strandtag auf einer der Ostfriesischen Inseln sei ebenfalls absolut lohnenswert, rät Wemken. Wer Lust auf einen Tagesausflug hat, findet dort teils weite Sandstrände. Den laut einer Auswertung der Google-Maps-Bewertungen von Internet-Nutzern schönste Strand Deutschlands hat übrigens Spiekeroog. Anderen Inseln schnitten jedoch nur unwesentlich schlechter ab.
Ähnliche Artikel