Meinung E-Autos und VW – Prophetische Worte eines Auto-Managers


2019 kanzelte ein Ex-BMW-Manager in Emden die E-Auto-Pläne von Volkswagen ab. Weitgehend sollte er Recht behalten. Ein Kommentar.
Im März 2019 war der ehemalige Chefvolkswirt von BMW, Dr. Helmut Becker, beim Arbeitgeberverband in Emden zu Gast. Seine Warnungen klingen heute prophetisch. Er kanzelte die damals schon beschlossene Umstellung des Emder VW-Werks auf E-Autos als Image- und PR-Idee ab. „Elektromobilität ist nur eine Teillösung für einen Teilmarkt“, sagte der Ex-Automanager. „Das Elektroauto als Massenauto wird es nicht geben.“ Im größten Markt, der Stadt, gebe es zu wenige Steckdosen – und die seien nicht an den richtigen Stellen. „Alles, was gegen den Markt ist, hat auf Dauer keinen Bestand“, sagte Becker. Niemand könne die Kunden zwingen, E-Autos zu kaufen. Außer China. Und von dort werde auch die größte Konkurrenz kommen. Becker: „Das ist eine primitive Technik, das kann jeder bauen.“ Volkswagen werde daher nicht, wie in Emden, irgendwann rein auf Elektroautos setzen: „So hirnverbrannt ist der VW-Vorstand nicht.“
Benziner und Diesel wirkten veraltet
Solche Warnungen äußerte nicht nur Branchenkenner Becker. Dennoch wurde – auch von der hiesigen Politik und Wirtschaftsverbänden – die Umstellung der Emder Fabrik auf E-Autos weitgehend kritiklos bejubelt. Dass es eine Wette mit extrem hohem Risiko war, wurde verdrängt. Klimaschutz war in aller Munde, Benziner und Diesel wirkten antiquiert. Doch Becker hatte Recht: Der Kunde ist König. Und die meisten wollen nach wie vor Verbrenner fahren. Die jüngsten Zahlen sind für VW und andere deutsche Hersteller alarmierend: Der Verkauf von E-Autos brach im August gegenüber dem Vorjahr um satte 69 Prozent ein.
Bedrohliche Konkurrenz aus China
Becker hatte auch Recht, was die Konkurrenz aus China betrifft. Auf dem ohnehin schon kleinen Absatzmarkt tummeln sich immer neue starke Mitbewerber aus Fernost. Warum? Weil deutsche Ingenieurskunst bei E-Autos weniger Wert ist als früher. Aktuell drängt der staatseigene Konzern Changan auf den Markt, der bald auch Autos in Deutschland verkaufen will. Eine bedrohliche Situation.
Von den VW-Werkern in Emden hatte niemand gefordert, nur noch E-Autos bauen zu wollen. Es war eine Vorstandsentscheidung. Jetzt muss eben dieser Vorstand die Karre aus dem Dreck ziehen. Das Know-how in Emden ist da – es kann auch für Produkte genutzt werden, für die es einen weiterhin großen Markt gibt: Verbrenner und Hybride.