Camping-Trend: Pennen auf dem Auto
Dachzelte sind eine preiswerte Alternative zu Reisemobilen, Wohnwagen und Campern. Das erste Patent ist bereits 1958 in Italien angemeldet worden.
Ostfriesland - Alleine im vergangenen Jahr registrierten die Verkehrsbehörden bundesweit 90.365 Neuzulassungen von Reisemobilen und Wohnwagen. Und auch eine andere Zahl des Statistischen Bundesamtes belegt, dass Campingurlaub hierzulande überaus beliebt bleibt: 2023 wurden 42,3 Millionen Übernachtungen auf deutschen Zeltplätzen und Wohnmobilanlagen gezählt. Ein Teil davon entfällt auf eine Camping-Szene, die gerade eine Art Wiedergeburt erlebt: Die Dachzelter.
Schlafen auf dem Auto – diese Variante ist tatsächlich nicht neu. Das erste Patent für ein Dachzelt hatte der Italiener Stefano Stogl bereits 1958 angemeldet. Und in der DDR sorgte Gerhard Müller 1976 für eine immer weiter steigende Popularität dieser praktischen Wohnkultur, als er ein speziell für den Trabant entwickeltes Modell vorstellte. Als „Pension Sachsenruh“ ist es in die deutsche Automobilgeschichte eingegangen.
2240 Ostmark waren fällig, deutlich weniger als für ein Klappfix, jene populären Anhänger, aus denen mit wenigen Handgriffen ein großes Zelt gezaubert wird. Aber um auf dem Trabbi zu pennen, brauchte es nicht nur die 2240 Ostmark, sondern auch viel Geduld: Bis zu drei Jahre Wartezeit waren nötig.
Vor allem in den neuen Bundesländern sieht man die Trabbi-Wohnungen noch immer auf Campingplätzen. Wer der Ostalgie nichts abgewinnen kann, hat reichlich Auswahl: Größe, Materialien, Farbe, Verarbeitungsqualität und gewaltige Spannen beim Preis machen eine Kaufentscheidung nicht einfach. ADAC-Experte Martin Zöllner empfiehlt den Gang zum regionalen Händler: Wer dort kaufe, „fährt oft besser“. Neben der Stärkung der heimischen Wirtschaft gibt es ein weiteres Argument für den Kauf vor Ort: „Bei Problemen profitieren Verbraucher von kurzen Wegen. Hilfreich sei es auch, „wenn man zumindest für die erste Zeltmontage einen Service in der Nähe hat“.
Wer sich für ein Dachzelt interessiert, hat grundsätzlich die Wahl zwischen zwei Bauweisen: Hardshell-Versionen (Hartschalen-Zelt) gelten als robust und widerstandsfähig. Aufgrund ihrer überwiegend festen Materialien (Kunststoff, Fiberglas, Aluminium) schützen sie gut vor Regen und Wind. Gewicht und höhere Preise stehen diesen Vorteilen gegenüber. Softshell-Zelte hingegen bestehen ausschließlich aus Stoffmaterial, sind dafür leicht und flexibel. Was die Wetterfestigkeit angeht, so erreichen sie in der Regel nicht das Niveau der Hartschalen.
Der Kauf eines Dachzelts beschränkt sich jedoch nicht nur auf Preis, Größe, Farbe und Material. In erster Linie geht es um das Gewicht, da für jedes Fahrzeug eine zulässige Dachlast festgelegt wird. Laut ADAC liegt sie in der Regel zwischen 50 Kilo bei Kleinwagen und bis zu 200 Kilo bei SUVs. Die entsprechenden Angaben sind jeweils in der Betriebsanleitung des Autos zu finden.
Und was die Kilos angeht, so gibt es noch einen weiteren Aspekt zu bedenken: Da sich Dachzelte demontieren lassen und nicht fest mit dem Wagen verbunden sind, gelten sie als Ladung. Damit kommt das zulässige Gesamtgewicht des Fahrzeugs ins Spiel. Die Angabe findet sich im Fahrzeugschein (Zulassungsbescheinigung Teil I) in der Spalte F.2. Achtung: Wird das zulässige Gesamtgewicht überschritten, sind bis zu 235 Euro Bußgeld fällig. Außerdem wird die Überladung mit einem Punkt in Flensburg bestraft.
Das Pärchen ist allerdings noch aus einem ganz anderen Grund zu Dachschläfern geworden: Ging es früher auf den Campingplatz, machte sich da bei aller Urlaubsfreude immer auch so ein unangenehmes Gefühl breit. Welches Getier krabbelt womöglich ins Zelt? Diese Frage stellt sich nun nicht mehr – in der ersten Auto-Etage.