US-Wahlkampf TV-Duell: Walz und Vance setzen auf Inhalte statt Attacken

Luzia Geier und Magdalena Tröndle, dpa
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Von Luzia Geier und Magdalena Tröndle, dpa
| 02.10.2024 03:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Die 90-minütige Debatte, ausgetragen von CBS in New York, fand ohne Publikum statt. Foto: Julia Demaree Nikhinson/AP/dpa
Die 90-minütige Debatte, ausgetragen von CBS in New York, fand ohne Publikum statt. Foto: Julia Demaree Nikhinson/AP/dpa
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Von Nahost bis Abtreibung: Beim TV-Duell der Vizekandidaten stehen Themen im Mittelpunkt, keine persönlichen Angriffe. Hitzig wird es trotzdem - besonders, als es um die amerikanische Demokratie geht.

Inmitten des aufgeheizten politischen Klimas in den USA haben sich die Vizepräsidentschaftskandidaten Tim Walz und J.D. Vance ein überraschend sachliches TV-Duell geliefert. Ihre erste und voraussichtlich einzige Fernsehdebatte in diesem Wahlkampf stach durch inhaltliche Tiefe hervor: Themen wie die irreguläre Migration, das Recht auf Abtreibung und die Klimakrise wurden intensiv diskutiert. Ein Schlagabtausch zum Kapitol-Sturm der Anhänger Donald Trumps am 6. Januar 2021 zeigte jedoch auch deutlich die tiefen Gräben zwischen den politischen Lagern. 

Am 5. November treten die Demokratin Kamala Harris und der Republikaner Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl gegeneinander an – Umfragen prognostizieren ein knappes Rennen. Beide werben besonders um unentschlossene Wählerinnen und Wähler in den hart umkämpften Bundesstaaten, auch mit Unterstützung ihrer „Running Mates“. Der Demokrat Walz und der Republikaner Vance kommen beide aus dem Mittleren Westen. 

Die 90-minütige Debatte, ausgetragen von CBS in New York, fand ohne Publikum statt. Walz, Gouverneur des Bundesstaates Minnesota, und Vance, Senator von Ohio, durften keine Spickzettel verwenden und keinen Kontakt zu ihren Teams haben. Die Mikrofone konnten von Moderatorinnen Norah O’Donnell und Margaret Brennan stummgeschaltet werden, was nur einmal nötig war.

Der lange Schatten des Kapitol-Sturms

Etwas hitziger wurde die Debatte, als Vance die Wahlniederlage Trumps im Jahr 2020 gegen Joe Biden nicht eindeutig einräumen wollte. Stattdessen erklärte der Republikaner, „auf die Zukunft fokussiert“ zu sein. Walz konterte scharf und bezeichnete dies als „Nicht-Antwort“. Er stellte infrage, ob Vance den Mut aufbringen könnte, sich wie der damalige Vizepräsident Mike Pence gegen Trumps Willen zu stellen und somit eine friedliche Machtübergabe sicherzustellen. 

Die Inhalte: Von Abtreibung bis Nahost 

Die konträren Ansichten wurden bei weiteren Themen deutlich. In der Debatte über das Recht auf Abtreibung warf Walz den Republikanern vor, sich mit ihrem restriktiven Kurs in das Privatleben von Frauen einzumischen. Über Trump und Vance sagte Walz: „Diese Typen versuchen immer wieder, den Frauen etwas vorzuschreiben.“

Auch der Umgang mit Waffenbesitz sorgte für Diskussionsstoff. Walz berichtete von einer persönlichen Erfahrung seines Sohnes, der bei einem Volleyballspiel Schüsse erlebt hatte, und forderte striktere Waffengesetze. Vance entgegnete, dass mehr Sicherheitsmaßnahmen in Schulen notwendig seien, und verwies auf psychische Probleme als Hauptursache der Gewalt.

Vance nutzte die Debatte unter anderem dazu, um Harris angesichts der irregulären Zuwanderung aus Mittel- und Südamerika eine verfehlte Migrationspolitik vorzuwerfen. „Wir haben eine historische Einwanderungskrise, weil Kamala Harris damit anfing, die gesamte Grenzpolitik von Donald Trump rückgängig machen“, sagte der 40 Jahre alte Senator. 

Auch beim Thema Klimawandel traten Differenzen zutage. Vance gestand „der Argumentation halber“ CO2-Emissionen als Ursache der Erderhitzung zu, wollte sich jedoch nicht auf „seltsame Wissenschaft“ einlassen. Er forderte mehr Energieproduktion in den USA, einschließlich Atomkraft und Erdgas. Walz betonte dagegen Bidens Fortschritte bei erneuerbaren Energien und kritisierte Trump für dessen Leugnung der Klimakrise.

Das Thema Wirtschaft war eher schnell abgehandelt. Walz verwies auf Harris‘ Pläne, unter anderem junge Familien und Geringverdiener zu unterstützen. Vance sagte, unter Trump sein die Löhne in den USA hoch und die Inflation niedrig gewesen.

Angesichts der Lage in Nahost, mit Gefechten nicht nur im Gazastreifen sondern auch im Libanon, warnte Walz vor einer erneuten Präsidentschaft Trumps. „Es kommt auf eine solide Führung an“, sagte der 50 Jahre alte Gouverneur des Bundesstaates Minnesota. „Donald Trump ist wankelmütig“, mahnte er. Vance entgegnete, der Republikaner habe während seiner Amtszeit „für Stabilität gesorgt“.

Vance über Trump: „Habe mich geirrt“

Vance war zu Beginn von Trumps Präsidentschaft ein ausgesprochener Kritiker des Republikaners. Diese Meinung wandelte sich allerdings, als er sechs Jahre später selbst ins Scheinwerferlicht trat - und dafür auch Trump als Unterstützer umwarb. 

In dem Duell gab er nun an, er habe mit seiner einst harschen Kritik falsch gelegen. „Ich habe mich in Bezug auf Donald Trump geirrt“, sagte er. Er habe Geschichten geglaubt, die Trumps politische Bilanz falsch dargestellt hätten, führte Vance aus. Trump habe „geliefert“. 

Wahrscheinlich letztes TV-Duell vor der Wahl

Zwar gelten Vize-Debatten nicht als wahlentscheidend, doch das Duell dürfte bei vielen Wählern Eindruck hinterlassen. Im September hatten sich Harris und Trump in einer hitzigen TV-Debatte gemessen. Trump wirkte dabei genervt und defensiv. Harris hingegen blieb ruhig und forderte ein zweites Duell, worauf Trump sich nicht festlegte.

Trump mit eigenem Live-Ticker

Zu Beginn der Debatte wirkte Walz nervös, fand dann jedoch festen Boden. Er machte mehrfach Notizen, um auf die Argumente seines Kontrahenten vorbereitet zu sein. Vance gelang derweil, was Trump bei der Debatte gegen Harris schwergefallen war: Der Vize vermied scharfe Attacken. Dafür sorgte Trump allerdings selbst: Er kommentierte das Vize-Duell in einer Art Liveticker auf der von ihm mitgegründeten Online-Plattform „Truth Social“. Walz attestierte er einen „niedrigen Intelligenzquotienten“. Und auch die CBS-Moderatorinnen O’Donnell und Brennan bekamen ihr Fett weg. Der Republikaner bezichtigte die Journalistinnen, „extrem voreingenommen“ zu sein. 

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