Preiserhöhung Deutsche Bahn erhöht einige Ticketpreise im Fernverkehr
Bahnfahren wird teurer - zumindest für einige Fahrgäste. Wer nicht von Sparpreisen profitiert, muss im Fernverkehr bald tiefer in die Tasche greifen.
Fahrgäste im Fernverkehr der Deutschen Bahn müssen ab Mitte Dezember zum Teil mehr Geld bezahlen. Sogenannte Flexpreise werden ebenso teurer wie die Bahncard 100, wie der bundeseigene Konzern mitteilte. Die Preise anderer Tickets wie die Spar- und Supersparpreise ändern sich nicht. Von Verbraucherschützern kommt Kritik. Ein Überblick:
Flexpreise und Streckenzeitkarten
Wer mit dem Flexpreis unterwegs sein will, muss künftig tiefer in die Tasche greifen. Nach Angaben der Bahn steigen die Preise durchschnittlich um 5,9 Prozent. Mit den Flexpreis-Tickets können Kunden am Tag auf der jeweiligen Verbindung jeden beliebigen Fernzug nehmen, sind also flexibler. Zudem sind Stornierungen auch über einen längeren Zeitraum hinweg möglich. Auch die für Pendlerinnen und Pendler wichtigen Streckenzeitkarten werden durchschnittlich um 5,9 Prozent teurer.
Bahncard 100 wird teurer
Mit der Bahncard 100 können Reisende bundesweit so oft wie sie möchten mit allen DB-Zügen fahren. Doch mit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember steigt der Preis um durchschnittlich 6,6 Prozent. Die reguläre Bahncard 100 für die zweite Klasse liegt dann beispielsweise für ein Jahr bei 4.899 Euro, wer erste Klasse reisen will, muss 7.999 Euro zahlen.
Bahncard 25 und 50: Der Preis für die Bahncards 25 und 50 bleibt unverändert. Damit erhalten Fahrgäste 25 beziehungsweise 50 Prozent Rabatt auf eine gebuchte Fahrt. Allerdings war der Preis für die Bahncard 25 bereits im vergangenen Jahr um rund 5 Prozent angehoben worden. Der reguläre Preis für eine Bahncard 25 liegt derzeit bei 125 Euro.
Superspar-Tickets beginnen weiter bei 17,99 Euro
Die sogenannten Spar- und Supersparangebote bleiben unverändert. Von diesen bietet die Bahn pro Fahrt ein bestimmtes Kontingent an. Sie sind deutlich günstiger als die Flextickets, allerdings sind Fahrgäste mit ihnen in der Regel auf einen bestimmten Zug festgelegt. Außerdem sind Stornierungen nur noch in einem kurzen Zeitraum möglich. Die Einstiegspreise sollen zum Fahrplanwechsel weiter 17,99 Euro für die Superspar-Tickets sowie 21,99 Euro für die Spartickets betragen.
Sind die Kontingente aufgebraucht, müssen Fahrgäste die teureren Flextickets buchen. Die Bahn verweist jedoch darauf, dass acht von zehn Kunden derzeit von den Spartickets profitieren. Die Preise für einzelne Fahrten variieren je nach Nachfrage und Buchungszeitraum jedoch teils erheblich. So will die Bahn die Nachfrage steuern und die Auslastung besser verteilen. Zu Stoßzeiten sind die Tickets teurer - wenn wenig los ist, sind sie günstiger.
Bis zum 14. Dezember gelten noch die günstigeren Preise
Fahrplanwechsel: Der neue Fahrplan gilt vom 15. Dezember an. Gebucht werden können die Tickets für den neuen Fahrplan ab 16. Oktober. Bis zum 14. Dezember gelten nach Angaben der Bahn noch die alten Preise.
Die Bahn begründet den Preissprung mit „deutlich gestiegenen Kosten, insbesondere infolge der jüngsten Tarifabschlüsse“. Die Bahn hatte sich kurz vor Ostern nach monatelangem Ringen auf einen Tarifabschluss mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) geeinigt. Im vergangenen Jahr hatte die Bahn neben dem Preis für die Bahncard 25 auch die Flexpreise im Schnitt um 4,9 Prozent angehoben.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband kritisierte die aktuellen Preiserhöhungen: „Auf eins kann man sich bei der Deutschen Bahn verlassen: Die Preise werden auch bei sinkender Qualität und Pünktlichkeit erhöht“, sagte Marion Jungbluth, Leiterin Team Mobilität und Reisen. Verbraucher bräuchten ein transparentes, einfaches Preissystem, bezahlbare Preise und ein zuverlässiges Angebot. Bei der Deutschen Bahn mangele es weiterhin in allen drei Bereichen. „Die Preiserhöhungen kommen zur Unzeit“, sagte Jungbluth.
Im August kamen nur 60 Prozent der Fernzüge pünktlich an
Der Tarifabschluss mit der GDL sieht auch eine Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden in mehreren Schritten bis 2029 in Form eines Arbeitszeitwahlmodells vor. Mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatte die Bahn sich bereits im Sommer 2023 auf einen Tarifabschluss geeinigt.
Grundsätzlich steckt die Bahn in der Krise. Im ersten Halbjahr hat der Konzern 1,2 Milliarden Euro Verlust nach Zinsen und Ertragssteuern erwirtschaftet. Im August kamen nur 60,6 Prozent der Fernzüge pünktlich an ihr Ziel. Deshalb stellte der Vorstand um Bahnchef Richard Lutz dem Aufsichtsrat Mitte September ein neues Sanierungskonzept vor. Demnach sollen im Fernverkehr in drei Jahren wieder 75 bis 80 Prozent der Züge pünktlich fahren.