ON-Serie „Junges Ehrenamt“ Eine Verpflichtung wurde zur Herzensangelegenheit

Helmut Vortanz
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Von Helmut Vortanz
| 26.10.2024 09:11 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Lennart Willms hat die Mitgliedschaft bei den Johannitern nachhaltig geprägt. Ein Engagement, das von Herzen kommt. Foto: Helmut Vortanz
Lennart Willms hat die Mitgliedschaft bei den Johannitern nachhaltig geprägt. Ein Engagement, das von Herzen kommt. Foto: Helmut Vortanz
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Es ist spannend, zu erfahren, wie Lennart Willms durch eine Jugendsünde zur Johanniter Unfallhilfe kam. Dort entdeckte er seine Leidenschaft für die Jugendarbeit und das Gemeinwohl.

Wittmund - Seit vier Jahren ist der Burhafer Lennart Willms bei der Johanniter Unfallhilfe in Wittmund ehrenamtlich tätig. Neben dem Sanitätsdienst kümmert sich der 23-Jährige insbesondere um die Belange der Jugendlichen. Ob im Schuldienst oder bei Veranstaltungen der Stadt und des Landkreises, Lennart ist für alle, die Johanniter werden möchten, ein kompetenter Ansprechpartner. Doch sein Weg dorthin wird auch von seinen Kollegen als außergewöhnlich beschrieben.

Belohnt das Engagement junger Menschen: der Young-People-Award „Goldene Pyramide“. Grafik: Kirsten Schüür
Belohnt das Engagement junger Menschen: der Young-People-Award „Goldene Pyramide“. Grafik: Kirsten Schüür

Dazu sagt Lennart Willms im Gespräch mit dieser Zeitung: „Ich wurde aufgrund einer durch einen privaten Tiefschlag verursachten Jugendsünde zum Ableisten von zwanzig Sozialstunden bei den Johannitern in Wittmund verpflichtet. Das hat mich auf den Weg in das Ehrenamt gebracht und meine berufliche Entwicklung geprägt.“

„Ich wurde nicht mit nebensächlichen Aufgaben betraut“

Aus Sicht des aktuellen Ortsbeauftragten Sebastian Rauch unterschied sich der Eintritt und das Engagement von Lennart zum damaligen Zeitpunkt bereits deutlich von dem üblichen Verhalten anderer Sozialstundenleistenden. Man merke, so schreibt er, dass Lennart sehr viel Freude an der Arbeit in dem Team und bei der Bewältigung der Aufgaben hatte. Der 18-jährige Schüler, der kurz vor seinem Abitur stand, fühlte sich in der Gemeinschaft der ehrenamtlich Tätigen ausgesprochen wohl. „Ich wurde nicht mit nebensächlichen Aufgaben betraut, sondern durfte nach und nach die erfahrenen Helfer auch zu Einsätzen begleiten“, erinnert sich der Burhafer.

Der 23-Jährige kümmert sich bei den Johannitern besonders um die Belange der Jugendlichen. Foto: Helmut Vortanz
Der 23-Jährige kümmert sich bei den Johannitern besonders um die Belange der Jugendlichen. Foto: Helmut Vortanz

Das spornte ihn an, weitere Aufgaben in dem Team der Johanniter zu übernehmen. Die fachlichen Voraussetzungen wurden durch eine Ausbildung zum Sanitätshelfer geschaffen, die ihm ermöglichte, bei lokalen Veranstaltungen, Märkten oder Sportereignissen bei Bedarf für betroffene Menschen Hilfe zu leisten. Diese Weiterbildung war auch ausschlaggebend für seine berufliche Umorientierung. Nach seinem Abitur hatte Lennart zunächst ein duales Studium mit der Fachrichtung Arbeitsmarkt-Management begonnen. Das gab er auf und bewarb sich bei der Johanniter-Akademie für eine Ausbildung zum Rettungssanitäter. „Ich habe für mich festgestellt, dass mir diese Arbeit sehr viel Spaß macht und mir die Hilfeleistung an kranken Menschen wichtig ist“, so Willms. Seit April 2024 ist der junge Mann beim Rettungsdienst des Landkreises Aurich angestellt.

Wiederaufbau der Nachwuchsgruppe nach der Corona-Pandemie

Doch trotz Umorientierung, Ausbildung und beruflicher Belastung war für ihn die Jugendarbeit beim Johanniter-Ortsverband Wittmund eine Herzensangelegenheit. Nach der Corona-Pandemie war die örtliche Jugendgruppe auf drei Jugendliche geschrumpft. Als gewählter Jugendgruppenleiter begann Lennart mit dem Wiederaufbau dieser Nachwuchsgruppe. Mit Präsentationen bei lokalen Veranstaltungen, Direktansprache und Wiederbelebung eines Schulsanitätsdienstes bei der KGS Wittmund konnte er Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren für eine Tätigkeit bei den Johannitern gewinnen. Aktuell betreut er 14 Jungen und Mädchen und führt sie durch regelmäßige Erste-Hilfe-Kurse auf den Weg zum Sanitätshelfer. Für die Zukunft des Ortsverbandes eine sehr wichtige Arbeit, da dies die einzige Chance ist, den Nachwuchs für künftige Aufgaben zu gewinnen, wie der Ortsbeauftragte Sebastian Strauch sagt.

Damit nicht genug. „Ich kenne die Organisation der Johanniter Jugend inzwischen ganz gut und habe mich entschlossen, auch überregional einen Beitrag für die zukünftige Gestaltung der Jugendarbeit zu leisten“, so Willms. Bei einem Treffen des Johanniter Jugend Regionalverbandes Weser-Ems wurde er zum Regionaljugendleiter gewählt. Künftig möchte er mit dem Leitungsteam an wesentlichen Aufgaben zur Verbesserung der Attraktivität der Jugendarbeit und einer engeren Vernetzung der Ortsjugendgruppen arbeiten. Sein Hauptaugenmerk gilt jedoch der Arbeit vor Ort. Hier hat Willms inzwischen den Fachbereich Jugend und Einsatzdienste übernommen und koordiniert unter anderem die Einsätze der Sanitätshelfer. Aus einer Verpflichtung wurde für Lennart Willms eine Herzensangelegenheit und der Ortsbeauftragte Sebastian Rauch schreibt dazu: „Ich bin mehr als glücklich, einen so engagierten jungen Mann in meinem Team zu haben.“

Goldene Pyramide

Um junges Ehrenamt zu würdigen, haben die Ostfriesischen Nachrichten und Radio Nordseewelle in Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Lotterie „Goldene 7“ unter dem Titel „Goldene Pyramide“ einen mit insgesamt 6000 Euro Preisgeld dotierten Young-People-Award ausgerufen, der das ehrenamtliche Engagement junger Menschen (30 Jahre alt und jünger) würdigt und auszeichnet. Dazu wurden von Lesern und Hörern mehr als 30 Kandidaten nominiert, aus denen jetzt von einer Jury zehn potenzielle Preisträger ausgewählt wurden, die ab jetzt jeweils sonnabends in den ON vorgestellt werden. Im Anschluss daran werden ein Online- und ein erneutes Jury-Voting die Entscheidung bringen.

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