Meinung VW-Krise in Emden – in Wahrheit ist es viel schlimmer

| | 23.11.2024 10:03 Uhr | 2 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Rund 400 VW-Werker fuhren am Donnerstag zur Demonstration nach Wolfsburg. Foto: Claus Hock
Rund 400 VW-Werker fuhren am Donnerstag zur Demonstration nach Wolfsburg. Foto: Claus Hock
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Unfähige Manager: Das erklärt nicht allein, warum VW in Emden in der Krise steckt. Die Gründe sind weitreichender – und beängstigender. Ein Kommentar.

Etwa 400 VW-Werker aus Emden sind in dieser Woche zum Protest gegen die Rotstift-Pläne des Vorstands nach Wolfsburg gefahren. Für viele ist der Schuldige klar: Die Chefetage mit ihren Fehlentscheidungen. Unter denen sollen jetzt die Beschäftigten leiden – so jedenfalls diese Version. Doch das ist, wenn überhaupt, nur ein Teil der Wahrheit. Diese ist eigentlich weitaus beängstigender: Die gesamte deutsche Industrie befindet sich in der Abwärtsspirale. Und mit ihr das Zugpferd: die Autohersteller. So auch Volkswagen.

Hiobsbotschaften, wohin man blickt

Schlechte Quartalszahlen hat nicht nur VW eingefahren. Auch BMW und Mercedes beklagen aktuell einen erheblichen Gewinneinbruch. Ford will in Köln 2900 Stellen abbauen. Das wurde diese Woche ebenso bekannt wie die erweiterte Streichliste von Autozulieferer Bosch: 5500 Stellen sollen bis Ende 2027 wegfallen. Hiobsbotschaften, wohin man blickt. Insgesamt sieht die hiesige Industrie schwarz. Am Mittwoch stellte das Ifo-Institut eine Umfrage vor, wonach die deutsche Industrie ihre Wettbewerbsfähigkeit so schlecht einschätzt wie nie zuvor seit Beginn der Erhebung vor 30 Jahren.

Alles unfähige Manager?

Alles unfähige Manager? Wohl kaum. Die 2000 vom Ifo-Institut befragten Industrieunternehmen benennen vor allem zwei Gründe für ihre schlechten Zukunftsaussichten: die hohen Kosten für Energie und die hohen Steuern. Das sind Faktoren, die auch die besten Chefetagen nicht aushebeln können – es sei denn, sie verlagern Produktionsstätten ins Ausland oder machen diese einfach dicht. Genau das geschieht derzeit in einem erschreckenden Tempo.

Sorge vor Deindustrialisierung Deutschlands ist real

Die allgemeine Krise der Autobauer wird verschärft durch den mauen Absatz von deutschen E-Autos. Die Zahlen in Deutschland sinken weiter. Kunden kaufen deutlich häufiger Benziner. Wäre Strom billiger als Diesel, die Reichweite besser als heute, würden E-Autos nicht so sündhaft teuer sein und wäre die Ladeinfrastruktur besser ausgebaut als derzeit – dann, ja dann, würden sich E-Autos wie geschnitten Brot verkaufen. Doch davon ist man in Deutschland weit entfernt.

Die Sorgen vor einer Deindustrialisierung Deutschlands sind real. Und mittendrin sind die Emder VW-Werker, die am allerwenigsten etwas für die Misere können.

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