Meinung Die Wohnungsnot und das Versäumnis der Stadt Aurich

|
Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 07.12.2024 10:05 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Die Häuser am Schlehdornweg in Aurich stehen seit Jahren leer. Foto: Heino Hermanns
Die Häuser am Schlehdornweg in Aurich stehen seit Jahren leer. Foto: Heino Hermanns
Artikel teilen:

Die Stadt Aurich weist auf den Mangel an Wohnungen hin und bittet um Mithilfe. Dabei haben Politik und Verwaltung selbst versäumt, als Bauherren aktiv zu werden. Ein Kommentar.

Wohnungsnot gibt es nicht nur in Ballungszentren wie Berlin, wo für winzige Buden horrende Mieten verlangt werden. Auch in Aurich steigt die Zahl der Menschen, die in Not geraten, weil sie keine bezahlbare Wohnung finden. Darauf wies in der vergangenen Woche die Stadtverwaltung hin – verbunden mit dem Aufruf, Mietobjekte für eine bis zehn Personen zu melden. Der Bedarf werde in den Wintermonaten wachsen, so die Mitteilung. Ein Hilferuf, der in dieser Woche bei den Grünen im Stadtrat Kritik hervorrief. Als „ratlos, konzeptlos, mutlos“ bezeichnete die Fraktion Politik und Verwaltung. Städtische Wohnungen stünden seit Jahren leer und gammelten vor sich hin. Das Problem sei lange bekannt, aber es sei nichts passiert.

Das Problem ist lange bekannt

Die Kritik ist berechtigt. Zwar diskutierte der Rat in den vergangenen zehn Jahren immer wieder über den Mangel an bezahlbarem Wohnraum und Sozialwohnungen. Aber es wurde zu wenig getan. Auch weil das Geld knapp wurde, verzichtete Aurich darauf, selbst als Bauherrin tätig zu werden. Stattdessen liefern sich Politik und Verwaltung den Interessen der Investoren aus. Die haben aber nur begrenzte Lust, das Niedrigpreissegment zu bedienen. Denn auf dem angespannten Markt lassen sich höhere Mieten abrufen.

Der Markt regelt es nicht – für den Bürger

Bei den neu geschaffenen Wohnungen beim Combi-XL am Pferdemarkt etwa versäumte es die Stadt zudem, den Bau von Sozialwohnungen vorzuschreiben. Darauf zu setzen, dass sich geschäftliche Interessen und die Bezahlbarkeit von Häusern und Wohnungen wie von Zauberhand vereinen, ist Wunschdenken. Der Markt regelt nicht alles – zumindest nicht im Sinne der Bürger, von denen viele zur Miete wohnen.

Die Mietpreisbremse, die in vielen Großstädten gilt, ist das Eingeständnis der Politik, dass es ohne Regulierung nicht geht. Gleiches gilt aber auch für den Bau von Wohnungen. Die Kommunen müssen dort selbst aktiv werden, also selbst bauen, um gegenzusteuern. Das hat die Stadt Aurich bisher sträflich versäumt.

In Ihlow beantragte die CDU vergangene Woche, eine Wohnungsbaugenossenschaft zu gründen. An der sollen sich auch Bürger beteiligen können. Möglicherweise wäre das auch ein Modell für Aurich.

Ähnliche Artikel