Stammzellenspende Angehende Ärztin aus Marienhafe braucht Hilfe

| | 07.12.2024 11:58 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Die Marienhaferin Thi Hieu Vo bemerkte Mitte Oktober ihre schwere Erkrankung und wird derzeit in Gießen behandelt. Foto: privat
Die Marienhaferin Thi Hieu Vo bemerkte Mitte Oktober ihre schwere Erkrankung und wird derzeit in Gießen behandelt. Foto: privat
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Thi Hieu Vo leidet an Aplastischer Anämie und ist dringend auf Stammzellen angewiesen. Sie will später in Aurich praktizieren. Ihre Familie hofft, dass sich weitere Ostfriesen typisieren lassen.

Marienhafe/Gießen - Eine junge Marienhaferin kämpft derzeit in der Uniklinik Gießen um ihr Leben. Thi Hieu Vo ist 26 Jahre alt und wohnt zusammen mit ihrem Verlobten Jannik Giesenberg in Marienhafe. Seit einigen Jahren studiert sie Medizin in Sofia in Bulgarien, denn sie hat einen großen Traum: Sie möchte Ärztin in Osfriesland werden.

Inzwischen ist sie im neunten Semester, hat alle bisherigen praktischen Anteile vom Pflegepraktikum bis zum Praktikum in der Allgemein- und Viszeralchirurgie an der Ubbo-Emmius-Klinik Aurich absolviert und dort aufgrund ihrer hervorragenden Leistungen ein Stipendium bekommen. Die Marienhafererin hat sich verpflichtet, nach ihrem Abschluss in Aurich und später in der Zentralklinik in Uthwerdum als Ärztin zu arbeiten. In sozialen Netzwerken ist sie als lebenslustige, sportliche Frau zu sehen.

Kommilitonen fuhren Studentin in die Klinik

Mitte Oktober entdeckte Thi Hieu Vo jedoch punktförmige Blutungen bei sich und war gleich alarmiert, wie die Mutter ihres Verlobten, Eliese Giesenberg, sagt. Ein Arztbesuch und eine weitere Meinung bestätigten den Verdacht: Die Diagnose lautet Aplastische Anämie.

Bei dieser Krankheit stellt das Knochenmark die Produktion neuer Blutbestandteile ein. Bei der Marienhaferin waren zunächst die Blutplättchen stark reduziert, wie Giesenberg berichtet. Der normale Wert liege bei mindestens 150.000 pro Nanoliter Blut. Bei den Untersuchungen in Sofia habe der Wert bei ihrer Schwiegertochter nur bei 13.000 gelegen.

Thi Hieu Vo studiert im neunten Semester Medizin. Weil sie in Deutschland auf einen Studienplatz hätte warten müssen, entschloss sie sich zu einem Medizinstudium in Sofia. Dabei hat sie ein Stipendium der UEK Aurich Foto: privat
Thi Hieu Vo studiert im neunten Semester Medizin. Weil sie in Deutschland auf einen Studienplatz hätte warten müssen, entschloss sie sich zu einem Medizinstudium in Sofia. Dabei hat sie ein Stipendium der UEK Aurich Foto: privat

Die Ärzte rieten zur sofortigen Rückkehr nach Deutschland. Fliegen durfte die 26-Jährige allerdings nicht mehr, denn das Risiko einer Hirnblutung wäre zu hoch gewesen. Drei Kommilitonen mieteten kurzerhand ein Auto und fuhren ihre Freundin die knapp 1800 Kilometer nach Gießen. Dort hat die Marienhaferin ihren Bruder, der dort Arzt ist, an der Seite. Auch ihre Mutter ist laut Giesenberg aus Marienhafe dorthin gefahren. Ebenso ihr Verlobter, so oft es ihm seine Meister-Prüfung erlaubt.

Blutwerte haben sich dramatisch verschlechtert

Ohne Thrombozyten können auch winzige Blutungen nicht vom Körper gestoppt werden. In Gießen liege der Wert inzwischen nur noch bei 3000 Thrombozyten pro Nanoliter. Der Krankheit entwickle sich dramatisch, so Giesenberg, denn ihre Schwiegertochter habe die schwerste Form. Inzwischen seien auch die roten und weißen Blutkörperchen deutlich reduziert. Das Sprechen falle Thi Hieu Vo inzwischen schwer, sie habe deutlich abgenommen und ein hohes Infektionsrisiko. Ihre einzige Hoffnung sei eine Stammzellspende.

Giesenberg appelliert an die Ostfriesen, sich typisieren zu lassen. Obwohl sie Pflegefachkraft sei, habe sie vorher nicht gewusst, in wie vielen Apotheken dies ganz unkompliziert möglich sei, so die Rechtsupwegerin.

Viele Apotheken bieten Typisierung an

In Aurich könne man sich beispielsweise beim Leukin-Service-Point in der Apotheke Gievert im „Caro“, bei der Bärenapotheke in der Raiffeisenstraße und beim Seniorenheim Rosentor in der Fockenbollwerkstraße kostenlos per Wattestäbchen typisieren lassen. In Marienhafe sei es die Sonnenapotheke und in Großheide die Friesenapotheke. Auch ein Selbsttest ist möglich: Über die Website der DKMS kann ein Typisierungsset für daheim angefordert werden.

„Unsere Thi Hieu hat eine Chance. Diese Chance könnte einer von euch sein. Jeder von uns könnte ihr genetischer Zwilling sein“, so Giesenberg.

Oberarzt: Thi wäre „ein großer Gewinn für unsere Klinik“

Sie kennt ihre künftige Schwiegertochter schon aus deren Pflegepraktikum zu Beginn des Medizinstudiums. Ihr Sohn und Thi Hieu seien zwar zusammen in Norden zur Schule gegangen, hätten sich aber nur flüchtig gekannt. Während Eliese Giesenberg Thi Hieu Vo als Praxisanleiterin zu schätzen lernte, verliebte die Praktikantin sich – ohne um die Zusammenhänge zu wissen – in deren Sohn Jannik. „Es ist eine wunderbare Liebe entstanden und es entstand ein zweiter Traum – sie möchte Janniks Frau werden und mit ihm zusammen eine Familie gründen“, so Eliese Giesenberg. Sie lobt ihre Schwiegertochter für ihre Wissbegierde, ihre offene, freundliche Art und ihr liebevolles, emphatisches Wesen. Verlobt sind die beiden Marienhafer nun seit einigen Monaten.

Ein Foto aus dem vergangenen Jahr: Thi Hieu Vo verreist gerne mit ihrem Verlobten und ist eine lebenslustige, sportliche Frau. Foto: privat
Ein Foto aus dem vergangenen Jahr: Thi Hieu Vo verreist gerne mit ihrem Verlobten und ist eine lebenslustige, sportliche Frau. Foto: privat

Hannes Hoffmann, Chirurg und Oberarzt in der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie in der UEK beschreibt die Marienhaferin als Praktikantin, die „als angehende Ärztin sehr positiv aufgefallen ist, die sich in vielerlei Hinsicht weit überdurchschnittlich gezeigt hat und die ein großer Gewinn für unsere Klinik und ihre zukünftigen Patienten wäre“.

Bruder wirbt mit einem Video um weitere Typisierungen in Ostfriesland

Der Bruder der 26-Jährigen, Van Qui Vo vom Familienbetrieb „We Repair“ in Upgant-Schott, appelliert ebenfalls an die Ostfriesen, sich typisieren zu lassen. In Brookmerland seien nach den Typisierungsaktionen für Ernst Moltz und Milla Harms bereits viele registriert. Deshalb sehe er wenig Sinn in einer weiteren Typisierung vor Ort. Er freue sich aber sehr, dass der SV Hage kürzlich ein Spiel für eine Typisierungsaktion genutzt habe. Es könne jeder der genetische Zwilling seiner Schwester sein. Die Familie habe sich typisieren lassen. Die Hoffnung, dass es dort einen Spender geben könnte, sei aber am Dienstag geplatzt. „Wir stehen wieder bei Null“, so Van Qui Vo.

Zusammen mit Norbert Harms vom Baustoffcenter Siebels und Stephan Adelmund vom Projekt Ohr hat er ein Instagram-Video produziert, das zeigt, wie einfach eine Typisierung in der Apotheke möglich ist.

Auch spiegel-online hat schon über die Marienhaferin berichtet.

Auch Blutspenden unterstützen Leukämie- und Anämie-Kranke

Wenn ein passender Spender gefunden ist, dauert es immer noch bis zu sechs Wochen, bis die Transplantation durchgeführt werden kann. In dieser Zeit benötigt die 26-Jährige mehrmals wöchentlich Bluttransfusionen, um am Leben zu bleiben. Es wird also dringend ein Stammzellenspender gebraucht. „Nutzt für Thi und all die anderen Menschen, die euer Blut benötigen, jeden Blutspendetermin in eurer Region. Es ist so wichtig und es ist so einfach, ein Lebensretter zu sein“, appelliert ihre Familie.

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