Meinung Kunden entscheiden über Emder VW-Zukunft

|
Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 21.12.2024 10:03 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Mitarbeiter des Emder VW-Werkes protestierten mehrfach gegen die Sparpläne des Konzerns – auch in Wolfsburg. Foto: Claus Hock
Mitarbeiter des Emder VW-Werkes protestierten mehrfach gegen die Sparpläne des Konzerns – auch in Wolfsburg. Foto: Claus Hock
Artikel teilen:

Aufatmen in der Region: Die Emder VW-Fabrik bleibt erhalten. Doch über die Zukunft wird nicht am Verhandlungstisch entschieden. Ein Kommentar.

Aufatmen bei den Emder VW-Werkern: Eine Fabrikschließung ist vom Tisch. Betriebsbedingte Kündigungen wird es nicht geben, und die Einschnitte bei den Einkommen sind geringer als befürchtet. Das ist eine gute Nachricht für die gesamte Region. Die schlechte: Die langfristige Zukunft des Autobauers in Emden wird nicht am Tisch zwischen IG Metall und Konzernchefs ausgehandelt. Die Entscheidung treffen die Kunden. Zeigen diese weiterhin E-Autos im Allgemeinen und den VW-Modellen im Besonderen die kalte Schulter, droht irgendwann doch der große Knall.

Aus für Emden wäre Offenbarungseid gewesen

Es gab Gründe für die Annahme, dass die „Giftliste“ des Vorstands mit der Schließung des Emder Werks, die Ende Oktober auftauchte, vor allem eine Drohgebärde war. Die Beschäftigten sollten bis ins Mark erschüttert werden, damit sie möglichst hohe Zugeständnisse machen. Das war das Kalkül. Es ist nur zum kleinen Teil aufgegangen.

Dass das Werk erhalten bleibt, kommt nicht überraschend. Das Aus für Emden wäre einem Offenbarungseid gleichgekommen. Es wäre das Eingeständnis gewesen, dass die aktuelle und ehemalige Konzernspitze vollständig versagt hätte – indem sie Emden für eine gigantische Summe in Richtung Elektromobilität umstrukturiert hat, um dann alles stillzulegen. Die Wette ist einfach zu hoch, um nun aus dem Spiel auszusteigen.

Ein guter Plan muss her – ein echter Volkswagen

Augen zu und durch, heißt jetzt das Motto für Emden. Oder besser: Ein guter Plan muss her. Denn die existenzbedrohenden Probleme der ostfriesischen Fabrik bleiben unverändert. Es sind die gleichen, die alle deutschen Autobauer plagen: Absatzprobleme auf einem sich verändernden Markt, insbesondere bei der Umstellung auf E-Autos. Chinesische Modelle drängen mit Macht in alle Weltmärkte. Bei den Preisen kann VW nur schwer mithalten. Der Technikvorsprung von einst, als deutsche Verbrennermotoren das Maß aller Dinge waren, ist auch dahin.

Was also tun? Günstiger muss VW werden und dabei überragende Qualität bieten. Ein echter Volkswagen muss her – wie der Käfer und der Passat aus glorreichen Emder Tagen. Aber das ist leichter gesagt als getan. Eine Riesenaufgabe wartet auf VW. Die Arbeit hat gerade erst begonnen.

Ähnliche Artikel