Meinung B 210 n – eine schlecht gealterte Idee


Die Planung der Bundesstraße 210 n dauert mittlerweile Jahrzehnte. Stehen der Eingriff in die Natur, Kosten und Nutzen noch in angemessenem Verhältnis? Das ist zweifelhaft. Ein Kommentar.
In diesem Jahr soll das Planfeststellungsverfahren für die B 210 n eingeleitet werden. Das haben die ON in dieser Woche berichtet. Es ist ein weiterer Schritt in der Planung eines Vorhabens, das schon viele Jahre auf dem Buckel hat. Mittlerweile zeigt sich immer deutlicher: Die Idee ist schlecht gealtert.
Politiker stellten sich eine blühende Zukunft vor
Die Pläne wurden in einer Zeit geschmiedet, die mit der heutigen Wirklichkeit nur noch wenig zu tun hat. Das Auto war damals ein aufregendes Verkehrsmittel für jedermann. Die Bahn schien für alle Zeiten stillgelegt. Enercon wuchs zu einem Giganten heran. Die produzierten Windkraftanlagen wurden immer größer, und deren gewaltige Türme mussten durch die Innenstadt bugsiert werden. Die Zahl der Arbeitsplätze bei Enercon, in Emden bei VW und im Hafen wuchs und wuchs. Politiker stellten sich eine blühende Zukunft vor, mit immer mehr Verkehr und immer verstopfteren Straßen. Mit Umweltschutz, dem Erhalt von Wallhecken und seltenen Arten hatte man es noch nicht so. Da erschien der Bau einer Ortsumgehung und eines Autobahnzubringers als geradezu alternativlos.
Abertausende Tonnen Erde und Asphalt sollen bewegt werden
Doch die Zeiten haben sich geändert. Deutschlandweit werden Bahnlinien reaktiviert. Junge Leute verzichten aufs Auto, ziehen lieber in die Städte, weil Autos teuer sind und sich viele ein Häuschen auf dem Land eh nicht mehr leisten können. Die Türme der Windkraftanlagen werden nicht mehr in Ostfriesland produziert. Enercon hat Arbeitsplätze abgebaut, genau wie VW – wobei heute noch niemand weiß, wie die Zukunft der Fabrik aussieht. Fast alle Parteien und Kommunen verpflichten sich dem Klima- und Artenschutz. Wegen immer heftigeren Regenfällen wurde Flächenversiegelung als erhebliches Problem erkannt. Immer mehr Kommunen verbieten ihren Bürgern Steingärten. Nun aber sollen Abertausende Tonnen Erde und Asphalt bewegt und verlegt, massenhaft Flächen versiegelt und Wallhecken vernichtet werden. Das passt nicht in diese Zeit.
Aurich erstickt nicht gerade im Verkehr
Es ist nicht so, dass Aurich im Verkehr ersticken würde. Großstädte hätten gerne jene Staus, die in Aurich ausschließlich zu den Stoßzeiten entstehen. Rechtfertigen ein paar Minuten weniger Fahrtzeit eine Investition von vielen Hundert Millionen Euro und einen solchen Eingriff in Natur und Landschaft? Stehen Kosten und Nutzen im angemessenen Verhältnis? Es ist nicht zu spät, noch einmal grundsätzlich darüber nachzudenken.