Meinung Kriege können jeden erreichen


Die Aufnahme von Flüchtlingen, etwa die der fast 1900 Ukrainer im Kreis Aurich, kostet Kraft und viel Geld. Doch die Politik sollte nicht suggerieren, das Problem lösen zu können. Ein Kommentar.
Fast 1900 Ukrainer leben derzeit im Landkreis Aurich. Landrat Olaf Meinen dankte jetzt gegenüber den ON allen Helfern für den „Kraftakt“ der vergangenen drei Jahre. Mitarbeiter von Verbänden, Behörden, Initiativen und viele Privatleute haben die Aufgabe gestemmt, die Menschen aus dem überfallenen Land bei uns aufzunehmen. Ihnen gebührt zu Recht der Dank des Verwaltungschefs.
Möglich gemacht hat ihre Aufnahme aber auch die Allgemeinheit. Denn es sind enorme Kosten entstanden, die von allen gemeinschaftlich getragen werden. Die Bereitschaft, diese Art der finanziellen Solidarität zu zeigen, war zwischenzeitlich jedoch deutlich gesunken. Unmut wurde laut. Die Anti-Migrationsstimmung im Vorfeld der Wahl wandte sich auch gegen Ukrainer. Es ist der hinterhältigen Attacke des US-Präsidenten Donald Trump und seines Vize J. D. Vance auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor laufender Kamera zu verdanken, dass sich dies geändert hat. Die USA haben sich auf die russische Seite, die des Aggressors, geschlagen. Und das wiederum sorgt in Deutschland für eine Welle der Solidarität mit der Ukraine, wie es sie seit Beginn des Krieges nicht gegeben hat.
Ein Preis, den wir bereitwillig zahlen sollten
Krieg, Klima, Katastrophen – aber auch die Aussicht auf ein besseres Leben in Deutschland bringt stetig Menschen in den Landkreis Aurich. Das wird sich nicht ändern. Die 5,5 Millionen Euro, die jetzt für sogenannte Modulbauten ausgegeben werden, sind ein Preis, den wir alle bereitwillig zahlen sollten. Denn wir leben in einem Land, in dem es allen zumindest verhältnismäßig gut geht und Menschen sicher sind – noch, muss man hinzufügen.
Denn wenn uns der Bündnis-Bruch Trumps und der Angriffskrieg Putins eines vor Augen führt, dann dies: Sicherheit ist relativ. Wenn wir schon selbst nicht Ziel von Angriffen werden, dann ist ein Krieg gegen unsere europäischen Freunde nicht mehr außerhalb der Vorstellungskraft. Kriege können jeden erreichen – und sei es nur in Form immer neuer Flüchtlinge.
Es ist daher gefährlich, den Menschen zu suggerieren, die Politik könne das Flüchtlingsproblem „lösen“. Vielmehr sollten wir akzeptieren, dass Flüchtlinge in einem reichen Land, auch im Kreis Aurich, zur Normalität gehören.