Fußball-Bundesliga Löw folgt auf Rose: RB Leipzig drückt den Panikknopf

Tom Bachmann, dpa
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Von Tom Bachmann, dpa
| 30.03.2025 11:07 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Lösung bis Saisonende: Zsolt Löw ist neuer Trainer von RB Leipzig. Foto: Sven Hoppe/dpa
Lösung bis Saisonende: Zsolt Löw ist neuer Trainer von RB Leipzig. Foto: Sven Hoppe/dpa
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Wochenlang schwört die RB-Führung Trainer Marco Rose die Treue. Doch die Niederlage in Gladbach ist dann wohl eine zu viel. Sein Nachfolger kennt Leipzig bereits.

Aus der zweiten Reihe ins Pokal-Halbfinale: Zsolt Löw wird neuer Trainer von RB Leipzig und bis zum Saisonende Nachfolger von Marco Rose. Wenige Stunden nach der Trennung von Rose verkündete Leipzig die Rückkehr von Löw, der von 2015 bis 2018 bereits Co-Trainer bei RB unter Ralph Hasenhüttl und Ralf Rangnick war. Unterstützt wird Löw von Co-Trainer Peter Krawietz, der diese Funktion jahrelang unter Jürgen Klopp ausübte.

„Unser ganzer Fokus gilt den maximal neun verbleibenden Spielen in dieser Saison. Wir haben noch in zwei Wettbewerben die Möglichkeit, unsere Ziele zu erreichen“, sagte Löw. Sportchef Marcel Schäfer meinte, Löw bringe alles mit, „um schnell eine Trendwende und einen deutlichen Leistungsschub herbeizuführen: außerordentlich viel Erfahrung, äußerst erfolgreiche Arbeit bei europäischen Topclubs und die richtige Ansprache“.

Erster Auftritt im Pokal-Halbfinale

Seinen ersten Einsatz hat Löw bereits am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF) im Halbfinale des DFB-Pokals beim VfB Stuttgart. Zudem soll der 45-Jährige - aktuell im Team des globalen Fußballchefs Klopp - die Mannschaft in der Liga noch unter die besten Vier und damit zur Champions League der kommenden Saison führen. Aktuell ist Leipzig Sechster. Im Sommer soll Löw, der auch langjähriger Assistent von Thomas Tuchel war, zu seinem Klopp-Job zurückkehren und einem neuen Cheftrainer Platz machen.

In München, Paris und London arbeitete Zsolt Löw (l) unter Trainer Thomas Tuchel. Foto: Tom Weller/dpa
In München, Paris und London arbeitete Zsolt Löw (l) unter Trainer Thomas Tuchel. Foto: Tom Weller/dpa

Eine langfristige Lösung zu finden, wird die deutlich schwierigere Aufgabe. Sebastian Hoeneß galt als bevorzugte Variante, doch der entschied sich für eine Vertragsverlängerung und einen Verbleib in Stuttgart. Oft wurde der Name Roger Schmidt gespielt. Der im RB-Kosmos nicht unbekannte Coach stünde nach eigenen Worten zwar nicht unter der Saison, dafür aber ab Sommer zur Verfügung.

Kaum Argumente für Rose

Am Sonntagmorgen hatte Leipzig den Panikknopf gedrückt und neben Rose auch die drei Assistenztrainer Alexander Zickler, Marco Kurth und Frank Geideck sowie den Leiter der Lizenzspielabteilung, Frank Aehlig, freigestellt. „Wir brauchen einen neuen Impuls“, verkündete Sportchef Marcel Schäfer einen Tag nach dem 0:1 in Mönchengladbach. Warum ausgerechnet diese Niederlage am Niederrhein die eine zu viel war, erschließt sich Beobachtern kaum.

Noch am Samstagabend hatte Schäfer seinem Trainer - mal wieder - demonstrativ den Rücken gestärkt und deutliche Worte an die Mannschaft gerichtet. Einen Morgen später wurde dem noch bis 2026 gebundenen Rose dann die Entscheidung im Trainingszentrum mitgeteilt. Was dazwischen passierte? Wie sich die Leipziger Machtverhältnisse darstellen, dürfte es einen kurzfristigen Krisengipfel mit Aufsichtsratschef Oliver Mintzlaff und Klopp gegeben haben.

Marco Rose bei der Niederlage in Mönchengladbach. Foto: Federico Gambarini/dpa
Marco Rose bei der Niederlage in Mönchengladbach. Foto: Federico Gambarini/dpa

Viele Argumente hatte Rose-Fürsprecher Klopp angesichts der sportlichen Lage nicht mehr. Man trat spielerisch seit Monaten auf der Stelle, ist nach der Niederlage in Gladbach nur noch Sechster. Der Pokal ist in den Augen der Bosse ein nettes Beiwerk und wichtig für das Image, doch wirtschaftlich braucht es die Millionen der Champions League. Ohne die Königsklasse sind Leistungsträger wie Xavi Simons oder Benjamin Sesko im Sommer keineswegs zu halten.

Schäfer verkündet Aus

Und so musste Schäfer am Sonntagmorgen das Ergebnis der Analyse verkündet und die Amtszeit von Rose nach über 900 Tagen beenden. „Wir haben sehr lange an die Konstellation mit Marco und seinem Team geglaubt und bis zuletzt alles versucht, gemeinsam die Trendwende zu schaffen“, sagte der 40-Jährige. 

Ein Schritt, den RB hätte schon mehrfach vollziehen und damit der sportlichen Wende mehr Zeit einräumen können. Doch Rose rettete sich immer wieder, hatte als gebürtiger Leipziger so etwas wie einen Identifikationskredit. Ende Februar hielt er sich mit dem Einzug ins Pokal-Halbfinale im Job, Mitte März mit dem Sieg gegen Dortmund. Nach letzterem saßen Klopp und Co. sogar persönlich am Cottaweg zusammen und schmiedeten Zukunftspläne. Die mag Leipzig immer noch umsetzen, jedoch ohne Rose.

Nagelsmann und Rangnick besser

Mit einem Pokalsieg und einem Schnitt von 1,86 Punkten in 125 Spielen war Rose einer der erfolgreichsten Leipziger Trainer. Eine bessere Punktebilanz in der Bundesliga-Zeit des Clubs hatten nur Domenico Tedesco, Julian Nagelsmann und Ralf Rangnick vorzuweisen. Zudem gewann neben ihm nur Tedesco einen Titel, ebenfalls den Pokal.

Rose war im September 2022 als Nachfolger von Tedesco engagiert worden. Nach Jesse Marsch und Tedesco ist Rose der dritte Trainer nacheinander, von dem sich Leipzig vorzeitig trennt. Zuvor war Nagelsmann von Bayern München abgeworben worden.

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