Großefehn

Fehntjer Handel beklagt steigende Baupreise

| 18.11.2018 07:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Die Fehntjer Nowebau-Gruppe ist mit dem Geschäft im Jahr 2018 zufrieden. Dennoch fordert das Unternehmen den Staat zum Handeln auf.

Großefehn. Bauen wird teurer: Die gleichbleibend hohe Nachfrage, steigende gesetzlichen Auflagen, längere Genehmigungsverfahren, höhere Entsorgungsentgelte, Mautgebühren und nicht zuletzt der Mangel an Handwerkern hätten und würden weiterhin für einen Kostenanstieg sorgen, sagte Marco Emken, Geschäftsführer der Fehntjer Nowebau-Gruppe, in Wilhelmshaven: „Deutschland muss aufpassen, dass Bauen für private und gewerbliche Nutzer bezahlbar bleibt.“ Auf der Gesellschafterversammlung der 66 Baustofffachhändler aus Nordwestdeutschland zeichneten er und der Aufsichtsratsvorsitzende Franz Mollendyk aus Rheine ein positives Bild der aktuellen Branchensituation.

Das Jahr 2018 werde Nowebau mit einem stabilen Gesamtumsatz von rund einer halben Milliarde Euro abschließen. „Das ist ein gutes Ergebnis“, so Emken. Für 2019 rechnet Nowebau mit einer ähnlichen Entwicklung. „Wir sind im harten Wettbewerb gut aufgestellt und fahren auf Kurs“, so Mollendyk.

Steigende Kosten und fehlende Fachkräfte

Die Unternehmensgruppe

Nowebau ist eine Einkaufsgemeinschaft von 66 eigenständigen Baustofffach- händlern im Nordwesten Deutschlands. An 91 Standorten vom Ruhrgebiet bis an die dänische Grenze ist die Gruppe vertreten. Beschäftigt werden etwa 2000 Mitarbeiter.

In Großefehn ist das zentrale Logistikzentrum mit rund 80 Beschäftigten angesiedelt. Von dort transportieren 15 Lastwagen jährlich rund 100 000 Tonnen Waren zu den Nowebau-Fachhändlern. Durch moderne Sattelzüge und die Umstellung der Stapler-Flotte auf Elektroantrieb konnten der Treibstoffverbrauch um zehn Prozent gesenkt und die CO2-Einsparungen von hunderten Tonnen erreicht werden.

Um den Fachkräftemangel entgegenzuwirken, setzt Nowebau auf eine erhöhte eigene Ausbildung. Die Ausbildungsquote ist in den vergangenen Jahren auf mehr als 10 Prozent gestiegen. Geschäftsführer der Zentrallager Nowebau GmbH & Co. KG ist Marco Emken.

Dennoch mahnt die Nowebau-Führung vor allzu großer Euphorie: Steigende Baukosten, der massive Mangel an LKW-Fahrern, der vielerorts schlechter werdende Zustand der Straßen, zunehmende Online-Konkurrenz und zu geringe staatliche Förderungen von privaten und gewerblichen Bauinvestitionen „sollten uns sehr wachsam halten“, so Mollendyk. Nowebau setze weiterhin auf Qualität. „Damit können und müssen wir uns im Wettbewerb abheben und abgrenzen“, so Emken. Billig könne jeder. Damit es für die Bauherren am Ende aber kein böses Erwachen gebe, brauche es Qualität. Dies beginne bei der Beratung im Handel und ende mit der Belieferung durch kompetente und flexible Fahrer, die zudem über technisch erstklassig ausgerüstete LKW mit Hochleistungskränen verfügten. Zudem sei das Logistikzentrum in Großefehn für die schnelle Verfügbarkeit von Baumaterial von großer Bedeutung. Von dort würden zehn Prozent der Waren mit einem Gesamtvolumen von rund 50 Millionen Euro pro Jahr ausgeliefert.

Um dem Problem des zunehmenden Fachkräftemangels entgegenzuwirken, habe Nowebau seine Ausbildungsaktivitäten in den vergangenen Jahren kontinuierlich verstärkt und zahlreiche Anreize eingeführt. Emken stellte in Wilhelmshaven eine neue gemeinsame onlinebasierte Bewerber-Plattform vor. „Wir müssen unsere Kräfte bündeln, um potenzielle Auszubildende zu erreichen“, so Emken. Insbesondere im Fahrerbereich müsse „alles getan werden“, um die Schulabgänger flächendeckend für diesen Beruf zu begeistern. Ansonsten drohe bei der steigenden Nachfrage nach Frachtraum eine logistische Versorgungslücke. Das gelte nicht nur für den Baustofffachhandel. Deshalb würden im Logistikzentrum in Großefehn entsprechenden Konzepte stetig optimiert. „Es geht um Zeit- und um Kosteneinsparungen“, erklärte Emken. Die Belieferung habe sich dadurch beschleunigt, die Treibstoffkosten seien um rund 10 Prozent gesunken und mehrere hundert Tonnen Kohlendioxyd seien eingespart worden.

Appell für staatliche Hilfen

Das Sortiment in Großefehn und auf der Fläche der eigenständigen Händler müsse stets „nah am Bauherrn“ sein. Angesichts steigender Strom- und Heizölpreise stelle die energetische Sanierung weiterhin einen Schwerpunkt der Nachfrage dar. Zudem werde der ökologische Aspekt für viele Bauwillige immer wichtiger. Darüber hinaus stehe die Barrierefreiheit angesichts einer immer älter werdenden Gesellschaft im zentralen Blickfeld.

Angesichts der steigenden Baukosten appellierten Aufsichtsrat und Geschäftsführer der Nowebau-Gruppe an den Gesetzgeber, die entsprechenden Fördermöglichkeiten auszubauen. Ansonsten werde die vielerorts bestehende Wohnungsknappheit ein dauerhaftes Problem bleiben. Das Baukindergeld sei ein erster Schritt in die richtige Richtung. Der reiche aber nicht aus. Darüber hinaus müsse es neben dem privaten Eigenheim auch verstärkt Anreize für Investitionen in den Mietwohnungsbau geben. Zudem sprach Emken von einem Investitionsstau der öffentlichen Hand: „Die Kommunen wollen zwar investieren, können aber viele Bauprojekte nicht umsetzen, weil ihnen Handwerker und ausführende Baubetriebe fehlen.“ So verzögerten sich Sanierung und Neubauten von Schulen, Kindergärten und anderen kommunalen Einrichtungen immer häufiger und länger. Dies dürfe kein Dauerzustand werden, so die Fachleute.

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