Aurich

Erste Heuler in Aufzuchtstation in Norddeich

| 04.06.2020 19:37 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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In der Seehundstation in Norddeich sind die ersten Heuler des Jahres angekommen. „Wilma“ war das erste Jungtier, das keinen Kontakt mehr zu seiner Mutter hatte und nun aufgezogen wird. Aber nicht jedes Tier braucht Hilfe.

Norddeich. Die Seehundstation in Norddeich hat seit Mitte Mai sieben neue Gäste bekommen. Die ersten Heuler des Jahres wurden in Norddeich abgegeben. Den Anfang machte der Heuler „Wilma“. „Wilma“ ist der erste mutterlos aufgefundene Heuler in diesem Jahr. Das Jungtier kam in die Quarantänestation im Waloseum in Norddeich. Das teilte die Seehundstation mit. In den ersten Tagen in Quarantäne entwickelte sich „Wilma“ bereits so gut, dass der Heuler in die Seehundstation im Nationalpark-Haus umgezogen ist.

Die Heuler Wilma und Waltraud sind derzeit in der Aufzuchtstation in Norddeich. Foto: Seehundstation Norddeich
Die Heuler Wilma und Waltraud sind derzeit in der Aufzuchtstation in Norddeich. Foto: Seehundstation Norddeich
Am 16. Mai gab es einen Anruf von der Nordseeinsel Juist. Gemeldet: ein kleiner Seehund, allein am Strand. Ein ehrenamtlicher Wattenjagdaufseher machte sich sofort auf den Weg, um das Jungtier zu beobachten. Es konnte ausgeschlossen werden, dass noch Kontakt zum Muttertier besteht. Deshalb wurde der Heuler ans Festland transportiert und in die Quarantänestation im Waloseum gebracht. „Wilma“ wiegt 7,9 Kilogramm, bei einer Länge von 69 Zentimetern. Nach einer Untersuchung wurde sie erstversorgt. Den Namen bekam das Tier von ihren Paten., heißt es in der Mitteilung weiter. In den kommenden Wochen werden alle weiteren aufgefundenen Heuler jeweils ihre ersten Tage im Waloseum verbringen. Denn es ist damit zu rechnen, dass weitere Jungtiere aufgefunden werden. Doch die Seehundstation warnt: Nicht jedes alleingelassene Jungtier ist zwangsläufig dauerhaft von seiner Mutter getrennt und somit ein Heuler. Denn: Jungtiere werden von den Muttertieren an Land und auf Sandbänken gesäugt und während der Nahrungssuche kurzfristig abgelegt.

Menschliche Störungen können zur Trennung führen

Durch menschliche Störungen kommt es vor, dass ein Jungtier nicht ausreichend gesäugt werden kann. Ihm fehlt dann die Kraft, dem Muttertier zu folgen. Dr. Peter Lienau, Leiter der Seehundstation, glaubt, dass noch nicht alle Küstenbesucher wissen, wie mit einem aufgefundenen Jungtier umgegangen werden muss: „Nur zwei Worte muss man sich merken: Ruhe und Abstand“, wird der Stationsleiter zitiert. Die langen Wochenenden an Himmelfahrt und Pfingsten hätten viele Gäste für ein verlängertes Wochenende an die Küste gelockt. „Trotz der Corona-Beschränkungen ist an der Küste viel los“, so Lienau.

Doch auch witterungsbedingt verlieren Jungtiere teilweise den Kontakt zu ihren Müttern, heißt es weiter. Langanhaltende Starkwindphasen oder heftige Sommergewitter können demnach für die Trennung von Mutter und Jungtier sorgen. Strandbesucher, die in der Zeit zwischen Juni und Juli ein Jungtier finden, sollten aus Rücksichtnahme auf die Tiere einige Verhaltensregeln einhalten, empfiehlt die Seehundstation.

Abstand einhalten ist wichtig

Zunächst sollte Abstand (etwa 300 Meter) zum Tier gehalten werden. In keinem Fall sollte es angefasst werden. Hunde sollten an die Leine genommen werden. Den Fundort des Tieres sollte man verlassen, damit die Mutter eventuell Kontakt aufnehmen kann. Im Notfall sollte die Seehundstation unter Tel.: (0 49 31) 97 33 30 informiert werden. Die Station überprüft dann, ob es sich um einen Heuler handelt.

Bereits nach vier bis sechs Wochen, also etwa ab August, sind die jungen Seehunde selbstständig. Deshalb müssen Jungtiere, die keine offensichtlichen Verletzungen haben, ab dieser Zeit nicht mehr gemeldet werden. Weitere Informationen erhalten Sie täglich von 10-17 Uhr in der Seehundstation Nationalpark-Haus und dem Waloseum.

Um die Tiere in diesem Jahr versorgen zu können, ist der Verein zur Erforschung und Erhaltung des Seehundes als Betreiber der Seehundstation dringend auf Spenden angewiesen, heißt es. Die Einrichtungen finanzieren sich zu 97% aus Eintrittsgeldern und Spenden. Durch die Coronakrise dürfen derzeit maximal 110 Personen zeitgleich die Einrichtung besuchen. Etwa 20 Prozent des finanziellen Bedarfs werden dadurch gedeckt. Unterstützung soll es auch vom Land geben.

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