Aurich

Viereinhalbstündige Demo gegen Corona-Auflagen

Karin Böhmer
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Von Karin Böhmer
| 18.10.2020 14:16 Uhr | 2 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Das Bündnis „Querdenken“ ist nun auch in Ostfriesland aktiv: An diesem Sonnabend versammelten sich in Aurich gut 200 Teilnehmer zum Protest gegen die Corona-Maßnahmen. Die Demonstranten stießen auf Zustimmung und Fassungslosigkeit.

Auch einige Kinder waren mit unterwegs. Foto: Vortanz
Auch einige Kinder waren mit unterwegs. Foto: Vortanz
Aurich. Die Infiziertenzahlen steigen deutlich, ebenso aber wächst auch der Protest gegen die Corona-Schutzmaßnahmen der Regierungen in Berlin und Hannover und die Interpretation der Infektionszahlen.

Am Sonnabend fand erstmals eine Demonstration der Initiative Querdenken statt, die seit Monaten in ganz Deutschland Versammlungen gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Epidemie organisiert. Am Sonnabend ging es vor allem um die sogenannte Maskenpflicht.

Gut 200 Demonstranten unterwegs

An der Protestaktion in Aurich nahmen zeitweise mehr als 200 Menschen teil. Das Ordnungsamt der Stadt Aurich hatte beim Start der Demo rund 180 Demonstranten gezählt. Während des Protestzuges wuchs die Menge der Protestierenden jedoch etwas an und reduzierte sich am Nachmittag während der Kundgebung vor der Sparkassen-Arena wieder etwas. Die Gegner der Corona-Maßnahmen bewiesen einen langen Atem. Die Protestaktion begann um 13 Uhr und endete erst gegen 17.30 Uhr.

Hupen oder Kopfschütteln

Organisiert wurde die Demo von der Vereinigung Querdenken. Nach der Auricher Telefonvorwahl trägt die ostfriesische Gruppe die Kennzahl 494. Aurich soll das ostfriesische Zentrum von Querdenken werden. Foto: Vortanz
Organisiert wurde die Demo von der Vereinigung Querdenken. Nach der Auricher Telefonvorwahl trägt die ostfriesische Gruppe die Kennzahl 494. Aurich soll das ostfriesische Zentrum von Querdenken werden. Foto: Vortanz
Bei den Passanten stieß die Demonstration auf unterschiedliche Resonanz. Einige Autofahrer hupten, reckten die Daumen hoch oder öffneten kurz das Fenster, um die Protestler anzufeuern. Manche Radfahrer schlossen sich spontan dem Zug an, der von der Sparkassen-Arena über den Pferdemarkt am Ostertor und Kreishaus vorbei einmal rund um die Stadt führte. Es gab aber auch Gesten von Unverständnis und Empörung. Zwei Auricherinnen, die den Demonstrationszug beobachteten, waren geradezu fassungslos. Angesichts der steigenden Infektionszahlen sei sowohl ein Demo-Zug als auch die Forderung nach Aufhebung der Corona-Auflagen vollkommen verantwortungslos, sagte eine der Frauen.

Ein Urlauber sagte, dass er Maskenpflicht im Freien überflüssig finde, aber die Aufregung an sich nicht verstehen könne.

Masken als Protest-Fläche

Wer nicht wusste, worum der Protest ging, konnte das den eher kleinen Protestschildern wohl kaum entnehmen. „Impfen tötet“ stand auf einem Schild, „Ich wünsche mir Nähe“, hatte ein Kind mit bunten Stiften geschrieben. „Wirtschaftliche Kollateralschäden beachten. „Für Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen“ konnte man ebenso auf Plakaten lesen wie „Merkels Maulkorb“ auf Mund-Nase-Bedeckungen. Einige Teilnehmer hatten sich Masken aus Brautschleier oder ähnlich durchlässigem Material gebastelt.

Die Polizei wies mehrfach unterwegs auf die Pflicht, den Mund-Nase-Schutz zu tragen, hin und ließ den Zug kurz anhalten. Nach Angaben der Beamten hatte jedoch eine Reihe von Demonstranten ein Attest. Das Verteilen von Flyern war verboten. Deswegen wurde ein Teilnehmer verwarnt. Ansonsten zogen die Maßnahmen-Gegner störungsfrei durch Aurich.

Verschiedene Vorwürfe von verschiedenen Rednern

Am Anfang und am Ende des Protestzuges wurden über Lautsprecher von mehreren Teilnehmern verschiedene Thesen zu den politischen Maßnahmen vorgetragen. Ein Redner warnte vor einer Impfpflicht. Sie sei eine gentechnische Manipulation des Körpers. Andere appellierten, dass Nähe nicht untersagt werden dürfe. Isolation sei Folter, hieß es. Bei der anschließenden Kundgebung flossen mehrfach Tränen. Die Empörung war groß.

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