Meinung
Ostfriesische Querdenker wird kaum einer vermissen
Die hiesige „Querdenker“-Bewegung macht bis auf weiteres Schluss. Der Versuch, die Ostfriesen gegen die Corona-Maßnahmen zu mobilisieren, ist zum Glück gescheitert. Die Demos in Aurich wird kaum einer vermissen.
Coronaleugner, Coronaskeptiker, Coronaverharmloser: Für Menschen, die Covid-19 für mehr oder weniger ungefährlich halten, gibt es einige Etiketten. Mittlerweile hat sich „Querdenker“ durchgesetzt. Das liegt am Erfolg einer Stuttgarter Bewegung, die auch in Aurich mehrere Protestaktionen veranstaltete. Damit ist jetzt erst einmal Schluss: „Querdenken 494 Ostfriesland“ stellt alle Aktivitäten bis auf weiteres ein, teilte Sprecher Frank Kramer aus Aurich diese Woche mit. Der Versuch ist gescheitert, die Ostfriesen in großer Zahl gegen Corona-Präventionsmaßnahmen zu mobilisieren. Es ist keine Vernunft, die zum vorläufigen Ende der Gruppierung in der Region führte, denn die Querdenker sind so uneinsichtig wie eh und je. Der eigentliche Grund ist die offensichtliche Erfolglosigkeit.
Ihre Kernforderung: ein grausames Experiment
Die vermeintliche Bürgerbewegung bestand zuletzt aus einem kleinen Haufen Unverbesserlicher. Zur Demo vor der Sparkassen-Arena Anfang des Monats kamen nur 80 Teilnehmer. Was die zu hören bekamen, war zum Teil haarsträubend. Ein Redner behauptete, Satan habe seine Finger im Spiel. Die Kernforderung aller Querdenker aber ist keine Spinnerei: Schafft die Präventionsmaßnahmen ab. Sie fordern ein grausames Experiment: Sterben Menschen wirklich massenweise, wenn Corona ignoriert wird? Glücklicherweise haben diese Leute nichts zu sagen. Denn eines wird angesichts steigender Todeszahlen wieder auf drastische Art und Weise deutlich: Covid-19 gefährdet die Gesundheit massiv und setzt viele, vor allem ältere und kranke Menschen einem tödlichen Risiko aus.
Öffentlichkeit wurde unnötig verwirrt
Die Thesen der Querdenker sind verlockend genug, Menschen zu überzeugen: Einfach mit der Pandemie „aufzuhören“, wer will das nicht? Politisch haben die Querdenker zwar nichts bewegt. Außerhalb der AfD finden sie kaum Zustimmung. Aber durch ihr Sendungsbewusstsein tragen sie dazu bei, Menschen unvernünftig werden zu lassen. Der Zweifel, den die Querdenker säen, hat Folgen. Ständig mussten sich Experten wie Christian Drosten von der Charité Berlin, die täglich am Coronavirus forschen, rechtfertigen, weil Sucharit Bhakdi oder Wolfgang Wodarg ihre steilen Thesen verbreiteten, die sie im heimischen Kämmerlein erdacht hatten. Die Öffentlichkeit wurde unnötig verwirrt. Das spielte den Querdenkern in die Karten.
Die Ostfriesen sind offensichtlich vernünftig
In Ostfriesland hat der Protest zum Glück längst nicht so viele Anhänger gefunden wie andernorts, man denke nur an die Demos in Leipzig oder Berlin. Ostfriesland kam bisher einigermaßen gesund durch die Krise. Dazu beigetragen hat sicher auch, dass nur wenige auf die Querdenker gehört haben. Die Ostfriesen sind offensichtlich vernünftig. Die Querdenker-Demos in Aurich wird kaum einer vermissen.